Die neuen Mönchsorden. Juden- und Ketzerverfolgungen. 233
kehrten, sie lieferten aber auch auf die Lehrstühle der Universitäten die
berühmtesten Doktoren.
Neben den Mönchsklöstern entstanden eine Menge Frauenklöster
(nonnanae, ehrwürdige Frauen, Nonnen), in welchen, soweit es mög-
lich war, die Ordensregeln der Mönche nachgeahmt wurden; einzelne
waren auch Stifte für adelige Fräulein, in welchen mit der Zeit herunter-
gekommene Familien ihre Töchter versorgten.
Juden- und Kezerverfolgungen.
Der Kreuzzug gegen die Albigenser. Die Inqulsition (1209—1227).
So müssen wir den religiösen Schwung jener Tage bewundern,
und selbst wem er fremde geworden ist, kann nur mit Erstaunen seine
Werke betrachten. Jenes Zeitalter bietet uns aber auch Erscheinungen,
die furchtbar sind, obwohl sie nicht mit dem Maßstabe unserer Zeit ge-
messen werden dürfen, weil die Verhältnisse sich beinahe vollständig ge-
ändert haben. So wurden z. B. die Juden vielfach verfolgt, obgleich
der Papst es verbot und der Kaiser sie in seinen Frieden aufnahm, wo-
für sie ihm Schutzgeld bezahlten. Der Pöbel sah in den Juden nicht
das Volk, das sich selbst durch die Nichtannahme des dargebotenen Heils
unglücklich gemacht hatte, sondern die Mörder Christiz ihr Wucher und
der dadurch gewonnene Reichthum reizte zum Hasse, ihre Lebensweise
stieß ab, und zudem waren sie in dem Verdachte, daß sie mit dem Blute
ermordeter Christenkinder Zauberei trieben. So wurde ihnen der erste
Kreuzzug verderblich, weil eine allgemeine Aufregung immer Veranlassung
gibt, daß sich der Haß des Volkes entladet. Eben so gefährlich wurden
ihnen pestartige Seuchen, wenn sie von denselben verschont blieben; denn
man behauptete, sie vergiften die Brunnen, um die Christen auszurotten.
Schlimmer aber noch als den Juden erging es solchen, welche von dem
Glauben der Kirche abfielen; diese hießen Katharer, Ketzer, und es gab
immer eine große Anzahl. Man legte es nicht als Jrrthum oder
Schwäche aus, wenn ein Mensch der Kirche untreu wurde, sondern es
galt als boshafte Verstocktheit, als Eingebung des Teufels selbst, der
solche Werkzeuge brauche, um noch mehr Seelen in das Verderben zu
stürzen. Darum schaffte man überwiesene Ketzer aus der Welt, und die
Gesetze aller christlichen Staaten verfuhren gegen sie ärger als gegen
Räuber und Mörder, weil jene nur Gut und Leben rauben, sie aber
die Seelen auf ewig verderben wollen. Wer demnach von der Geistlich-
keit der Ketzerei überführt war, den ergriff die weltliche Obrigkeit und
überlieferte ihn dem Tode. Die gewöhnliche Strafe war der Feuertod;
man wollte so die letzte Spur des Ungläubigen vertilgen und ihm zu-
gleich einen Vorgeschmack des Höllenfeuers geben.