Karl V. Kaiser Karl IV. 265
oberte eine Stadt nach der andern, und zuletzt blieben den Engländern
nur mehr Kalais, Bordeaur, Bayonne und einige andere weniger
bedeutende feste Plätze. Von 1375 dauerte mit mannigfaltigen Unter-
brechungen ein Waffenstillstand fort bis 1415, weniger aus Friedens-
liebe, als weil England und Frankreich durch innere Unruhen beschäftigt
waren.
Sechstes Kapitel.
Kaiser Karl IV. (1347—1378).
Brandenburg, Schlesien und die Laufitz luxemburglisch.
Karl hatte nur kurze Zeit mit einem Gegenkönige zu thun; die
baverische Partei stellte ihm nämlich nach Ludwigs plötzlichem Tode
(1349) den tapfern Grafen Günther von Schwarzburg entgegen, ver-
ließ ihn aber schnöde, und Günther starb alsdann in Frankfurt, wie es
bieß, an Gift, erwiesenermaßen aber raffte ihn die damals herrschende
Seuche, der schwarze Tod, weg. Karln IV. nannte Marimilian, der
ritterliche Kaiser, den Stiefvater des Reichs und mit Recht, wie die Ge-
schichte seiner Regierung zeigt.
Daß er seine Hausmacht vermehrte, kann ihm nicht verargt wer-
den; er erwarb die Lausitz, Schlessen und Brandenburg, mit welchem
Mecklenburg im Lehensverbande war. Sonst blieb er mehrentheils in
Böhmen sitzen, welches Land ihm viel verdankte, machte Prag zu einer
der schönsten Städte Europas und hob die 1348 gestiftete Universität.
Als die französtsch-englischen Söldnerschaaren (1356), welche gerade
müßig waren, unter dem Prinzen Ingelram von Kouci Lothringen, Elsaß
und Aargau so verheerten, daß sie von dem Landvolke Schinder genannt
wurden, zog er mit einem großen Heere gegen sie aus, wagte sich jedoch
nicht an sie, daher das Volk Spottlieder auf ihn sang; die Bürger von
Bern hingegen vernichteten die Abtheilungen des Raubheeres, die in die
Nähe der Stadt kamen.
Oesterreich er wirbt Tyrol (1363). Die windische Mark (1374).
Nach Tprol streckte Karl IV. seine Hand vergeblich aus, denn Mar-
garetha Maultasch übertrug es nach dem Tode ihres einzigen Sohnes
in Uebereinstimmung mit den Ständen dem Herzog Rudolf von Oester-
reich; ebenso fiel nach dem Tode des letzten Grafen von Görz die win-
dische Mark und Istrien an Oesterreich; sie wurden mit Krain vereinigt,
das zu einem Herzogthume erhoben ward.