Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

314 Deutschland und Italien finken. 
als Here und Ketzerin zum Feuertode verurtheilt und am 30. Mai 1831 
zu Rouen verbrannt. 
Auch nach dem Tode des wunderbaren Mädchens blieb der Sieg 
bei den Franzosen; sie eroberten alle englischen Städte, Paris 1436, 
die abgefallenen Großen versöhnten sich mit dem Könige und den Eng- 
ländern blieb (1451) allein Kalais. Daher war es Karl VII. möglich 
schon 1444 an die Erwerbung der Rbeingränze zu denken und das 
Kriegsgesindel der Armagnaken gegen die Schweizer zu schicken, als er 
gerade mit den Engländern Waffenstillstand geschlossen hatte. 
Die weißt und die rothe Nose in England (1455—1486). 
Für England war der Verlust von Frankreich eigentlich ein Glück; 
denn blieb Frankreich bei England, so wurde Frankreich das Hauptland 
und England eine Provinz; dann konnte sich England auch nicht zur 
Seemacht heranbilden, weil die Könige als Herren von Frankreich die 
Eroberungspolitik einer kontinentalen Macht befolgt hätten. Ueberdies 
war in England das normannisch-französische Element bereits mit dem 
angelsächsischen zu der neuen englischen Nationalität verschmolzen, obne 
daß diese Umbildung in ihren wichtigern Momenten nachgewiesen wer- 
den kann; zur Zeit des letzten Krieges der Dynastie der Plantagenets 
mit der französischen Krone ist Wilhelms des Eroberers Feudalrecht be- 
reits wesentlich verändert, besteht ein Parlament mit Ober= und Unter- 
haus, ist die französische Sprache durch die englische verdrängt und nen- 
nen sich auch die adeligen Herren mit Stolz Engländer. Durch sein 
Unglück in Frankreich wurde England auf sich selbst zurückgewiesen und 
seinem Berufe als Seemacht zugeführt; cs begann denselben allmählig 
zu fühlen, vorher aber, schien es, sollte der Streit der Prinzen und 
der Großen den alten Adel vernichten. 
Heinrich VI. stammte von Johann, Herzog von Lankaster, dem 
dritten Sohne Eduards UII. ab, der Herzog Richard von VYork von Ed- 
mund, Herzog von VYork, dem vierten Sohne Eduards III.; letzterer 
war aber zugleich mütterlicherseits ein Abkömmling von Lionel, Herzog 
von Klarence, dem zweiten Sohne Eduards III., und gründete darauf 
gegen das Haus Lankaster seine Ansprüche auf die Krone. Der schwache 
Heinrich VI. ließ sich von einer Kamarilla, wie man jetzt zu sagen 
pflegt, leiten, diese wurde von dem Herzoge von Nork gestürzt, der 
hierauf im Namen des Königs regierte; er besiegte 1455 den König, 
der die Zügel der Herrschaft wieder ergreifen wollte, bei St. Albans 
und trachtete seitdem offen nach der Krone. So entstand der Thron- 
streit der Häuser Lankaster und YNork, von welchen jenes eine rothe 
und dieses eine weiße Rose im Wappen führte, daher der „Kampf der 
beiden Rosen“.
	        
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