Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

322 Deutschland und Italien sinken. 
schütz der Burgunder einige Hundert nieder, als die Schweizer aus dem 
Walde hervorbrachen, die andern liefen nur um so schneller auf dasselbe, 
nahmen es, drückten mit Macht auf den feindlichen Flügel und trieben 
ihn mit Stich und Hieb vor sich her. Unterdessen griff auch Wald- 
mann an, warf das Mitteltreffen, und das feindliche Heer würde nun 
gern sein Heil in der Flucht versucht haben, wenn ihm Hertenstein die 
Straße nach Wiflisburg, den einzigen Weg nach Burgund, nicht ver- 
legt hätte. Der Herzog hatte vergebens die Ordnung herzustellen ge- 
sucht, sich vergebens mit der Reiterei auf den Feind geworfen, er mußte 
entfliehen und entkam mit wenigen Reitern. Ueber 20,000 Burgunder 
wurden erschlagen, 4000 schwere Reiter in den See gesprengt, in wel- 
chem Roß und Mann versanken. Später wurden die Knochen der Er- 
schlagenen in ein Beinhaus gesammelt und darauf die Inschrift gesegzt: 
„Das Heer des berühmten Herzogs Karl von Burgund hat von den 
Schweizern vernichtet dieses Denkmal bier von sich zurückgelassen.“ Die- 
ses Beinhaus wurde 1798 von einer französtschen Halbbrigade nieder- 
gebrannt. 
Karl verlor ob dieser neuen Niederlage fast den Verstand; Herzog 
Renat von Lothringen croberte sein Erbe wieder, und da Karl über den 
„Buben“ von Lothringen besonders erzürnt war, so raffte er ein neues 
Heer zusammen und belagerte im strengen Winter die Stadt Nancy. 
Herzog Renat war in die Schweiz entwichen und bat flehentlich um 
Hilfe, worauf 15,000 Schweizer unter Hans Waldmann nach Nancy 
zogen. Mit einem kaum so starken Heere, das durch Hunger und Källe 
litt, wagte Karl dennoch die Schlacht; er verlor sie und wurde auf der 
Flucht getödtet (7. Januar 1477). 
Das burgundische Erde. 
Max, Gemahl der Marta von Burgund, slegt bei Guinegate (1479). 
Niemanden erfreute der Tod des Herzogs mehr, als dessen Vetter, 
den König von Frankreich, der alles aufbot, um ganz Burgund an sich 
zu reißen. In dieser Sache hatten die Schweizer ein entscheidendes 
Wort mitzusprechen, und Ludwig selbst wußte recht gut mit ihnen um- 
zugehen. Alle vornehmen Eidgenossen erhielten von der Zeit an, wo 
sie Ludwig gegen Burgund hetzte, französische Pensionen, und ihre Ge- 
sandten bearbeitete er mit Gnadenketten und Goldstücken so lange, bis 
sie ihm gefügig wurden. Manches verdarb jedoch wieder der Ueber- 
muth französischer Herren, welche der Schweizer nicht mehr zu bedürfen 
glaubten. Sie hatten im April 1477 dem Könige bereits die Franche- 
Comté für 100,000 Gulden zugesichert, als der französische Uebermutb 
und die Bitten der burgundischen Stände vieselben insoweit wieder zur
	        
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