Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

44 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. 
unbekannt, wir sehen ihn vielmehr plötzlich als Schwärmer auftreten, 
der sich berufen glaubt, der Welt eine neue Religion, den wahren 
Glauben, zu geben; denn Juden und Christen waren nach seinem Aus- 
spruche nicht auf dem rechten Wege, die Vielgötterei aber verfluchte er 
als einen Gräuel. Zuerst verkündete er seinen Verwandten die Lehre, 
die ihm, wie er sagte, der Erzengel Gabriel gebracht hatte. Diese 
glaubten ihm, aber wenige aus Mekka, von den Vornehmen gar keiner. 
Dagegen gewann er eine Anzahl Bürger aus Medinah, welche nach 
Mekka zum alten Nationalheiligthum der Araber pilgerten, zur Kaaba, 
einer würfelförmig gebauten Kapelle, mit dem sogenannten schwarzen 
Steine, der vom Himmel gefallen sein soll. 
Den 16. Juli 622 nöthigten ihn seine Feinde, die Koreischiten, 
zur Flucht nach Medinah; allein dort fand er begeisterte Anhänger, siegte 
bei Beder und wurde endlich 630 Herr von Mekkaz das Jahr seiner 
Flucht (Hegyra, Hedschra) wurde das erste Jahr der mohammedanischen 
Zeitrechnung. Er predigte nun ungestört allem Volke: „Gott ist groß, 
es ist nur Ein Gott und Mohammed sein Prophet. Die Herrlichkeit 
Gottes muß sich über die ganze Erde verbreiten und alle Völker müssen 
ihn anbeten. Juden, Christen und Götzendienern soll der wahre Glau- 
ben (Islam, d. h. Hingebung) verkündet werden; nehmen sie denselben 
an, so werden sie Brüder der Gläubigen; widerstreben sie aber mit ver- 
stocktem Herzen, so sollen sie mit der Schärfe des Schwertes vertilgt 
werden oder den Gläubigen als Knechte dienen. Fünfmal im Tage 
betet zu Allah, er erhört euch; gebet den Dürftigen Almosen, denn das 
gefällt ihm wohl; fastet, es ist verdienstlich und macht großer Gnaden 
theilhaftig. Die Gläubigen sollen sich beschneiden und weder Wein 
trinken, noch Schweinefleisch essen; sie sollen sich waschen und reinigen, 
wie es ihnen vorgeschrieben wird. Verdienstlicher aber als tausend 
Nächte in Gebet und Fasten ist eine einzige Nacht in Waffen zuge- 
bracht, im beiligen Kriege (Dschad), im Kriege für den wahren Glau- 
ben. Die Posaune des heiligen Krieges soll erschallen, die Schaaren 
der Gläubigen sollen in alle Länder dringen und sie erobern; wer im 
heiligen Kriege fällt, der geht geradezu ein in die Freuden des Para- 
dieses. Darum sollen die Gläubigen festhalten bis zum Tode an dem 
Stirnhaar des Pferdes und im Schatten der Lanzen leben, bis das 
Gesetz des Propheten über die ganze Welt verbreitet ist. Verdammt 
sind alle Ungläubigen, sie werden ihren Unglauben mit ewigen Qualen 
büßen.“ 
Mohammed erlebte es noch, daß alle arabischen Stämme seiner 
Lehre anhingen; schon hatte er an Heraklius eine Aufforderung geschickt, 
den Islam anzunehmen, und bereitete einen Feldzug vor, als er im 
Juni 632 starb. Er wurde in Medinah begraben; diese Stadt und
	        
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