Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Pipin gegen die Longobarden. Rom und der Papsft. 63 
andern liebte, die sich nur äußerst selten und niemals alle zu einem 
Waffenbunde gegen fremde Völker vereinigten, unzähligemal aber mit 
fremden Angreifern gegen einen deutschen Stamm Hand in Hand gingen. 
Das Christenthum verbrüderte die früher Feindseligen nicht allein durch 
sein allgemeines Gebot der Nächstenliebe, es stellte sie zugleich als einen 
lebendigen Bund den Heiden und Mohammedanern gegenüber, denn der 
mohammedanische und heidnische Haß traf ohne Ausnahme jeden einzelnen 
christlichen Mann und Stamm und führte diese eben dadurch zusammen. 
Die Kirchenverfassung vollendete und befestigte, was der christliche Geist 
anregte. Die deutschen Bischöfe in ihrem Metropolitanverbande, mit 
ihren Synoden, Verordnungen und Verboten u. s. w., die alle Stämme 
umfaßten und allen galten, einigten die christlichen Deutschen zu einem 
lebendigen Ganzen; dies war nun allerdings vorerst kein politisches, 
sondern ein kirchliches; aber konnten die Stämme in früherer Schroff- 
beit einander gegenüber bleiben, seitdem sie eines Glaubens waren, einem 
kirchlichen Gesetze folgten, ihre Bischöfe zu einem christlichen Deutschland 
vereinigt sahen? Zudem war die Stellung der Bischöfe auch in poli- 
tischer Beziehung eine hohe, weil dieselben als Inhaber der Bischofssitze 
über Land und Leute geboten und an den Landtagen eine so gewichtige 
Stimme führten als irgend ein Herr von hohem Adel, überdies an Bil- 
dung und Staatsklugheit meistens überlegen waren. Durch die kirchliche 
Hierarchie war demnach auch eine Anzahl der einflußreichsten Herren 
Deutschlands zu einem Zusammenwirken in politischen Angelegenheiten 
hingeführt, und dieses Zusammenwirken richtete sich auf Einigung, nicht 
auf Trennung. Wir finden dies auch im Verlaufe der Geschichte be- 
stätiget; die größten Staatsmänner unter dem alten Kaiser waren Bi- 
schöse und Aebte, die deutschen Bischöfe waren die Strebepfeiler des 
deutschen Reiches und dieses zerfiel erst dann vollständig, als ihnen ihre 
frühere Stellung im Reichsverbande entrissen wurde. 
Pipin gegen die Longobarden (754 und 755). 
Die Erhebung Pipins auf den königlichen Thron, sowie der große 
Einfluß des h. Bonifacius auf ihn hatte auch für Italien und den h. 
Stuhl die wichtigsten Folgen. Die Könige der Longobarden trachteten 
zwar beständig nach der Oberherrschaft über ganz Italien, erreichten 
aber ihr Ziel hauptsächlich deßwegen nie vollständig, weil sie zuviel mit 
inneren Streitigkeiten beschäftigt waren. Erst König Aistulf (750—756) 
entriß den Griechen das Erarchat mit der Pentapolis und forderte Rom 
zur Unterwerfung auf. 
Uom und der Papst. 
Diese Stadt und ihr Gebiet (Ducatus Romae) befand sich damals 
in einer sehr eigenthümlichen Lage. Dem Namen nach war der ost-
	        
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