Karls Kriege. 69
zur Raab fügte er als Ostmark (daher Oesterreich) seinem Reiche bei
und bevölkerte es mit bayerischen Kolonisten. Während dieses Feldzugs
wollte Karl den Rhein und die Donau vermittelst des Mains verbinden;
der Anfang war schon gemacht, aber das Werk blieb unvollendet, ver-
muthlich weil sein Urheber anderwärts zu sehr beschäftigt war.
Spanischer Krieg (778—812).
In dem spanischen Chalifate der Ommaijaden ging es nicht besser
als in dem orientalischen der Abbasstden; die Stattbalter strebten nach
unabhängiger Herrschaft und riefen, wenn sie sich nicht mehr anders zu
helfen wußten, selbst den Beistand der „Ungläubigen“ an.
Der Emir von Saragossa Ibn al Arabi erschien 777 vor Karl
auf dem Reichstage zu Paderborn und bat ihn um Hülfe gegen den
Chalifen zu Kordova, wofür er Karls Lehensmann zu werden und die
Christen zu schützen versprach. Mit zwei Heeren drang Karl (778)
über die Pyrenäen (durch die Pässe von Bellegarde und St. Jean Pied
de Port), eroberte Pampelona, Jaca, Barcelona, Gerona und Saragossa,
wodurch das Land bis an den Ebro unter seine Oberherrschaft kam
(spanische Mark). Als Karl aber mit seinem Heere heimzog, wurde die
Nachhut von den baskischen Bergbewohnern in dem Passe von Ronces-
valles zwischen Pampelona und St. Jean Pied de Port überfallen und
aufgerieben; unter den Todten lagen auch Roland (Rutland, Hruodland),
Karls Schwestersohn und kühnster Degen, Eghart und Anselm, die in
der deutschen Volkssage verherrlichten Helden.
Zwar benutzte der Chalif Hischam I. die Gelegenheit, als er Karl
mit fernen Kriegen beschäftigt wußte, eroberte den größten Theil der
Mark wieder und wagte 793 einen verheerenden Einfall in das fränkische
Gebiet, wurde jedoch bei Narbonne zurückgetrieben und schloß einen
Waffenstillstand. Gegen seinen Sohn Hakem I. empörten sich aber seine
zwei Oheime und baten Karl um Hilfe; dieser übergab seinem Sohn
Ludwig, den er über Aquitanien gesetzt hatte, den spanischen Krieg und
hatte die Freude, daß Ludwig bis 801 die wichtigen Städte Barcelona,
Tortosa und Hueska eroberte und spätere Angriffe glücklich zurückwies.
Die Barcelonesen eroberten selbst die Balearen und gründeten eine See-
macht im westlichen Mittelmeere, die der mohammedanischen ruhmvoll die
Spitze bot (Barcelona führte in der Flagge drei abgehauene Mauren-
köpfe). Zwar trat nach Karl dem Großen auch an der fränkisch-arabi-
schen Gränze ein Rückschlag ein, aber dem Kampfe der Christen in
Spanien war doch ein neuer Aufschwung gegeben und Karls Zügen
verdankt das Fürstenthum Katalonien seinen Ursprung.