94 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
Sachsen-Gotha, den Sohn des bei Mühlberg gefangenen Kurfürsten,
indem er ihm französische und englische Hilfe versprach und Aussicht auf
die Wiedereroberung seines väterlichen Erbes und der Kurwürde, selbst
auf die Kaiserwürde machte. Des Fürsten abenteuerlicher Kanzler Brück
bestärkte seinen schwachen Herrn, und er und Grumbach verwirrten ihn
vollends durch die Prophezeihungen eines geistersehenden Bauers. Die
Abmahnungen des Kaisers fruchteten nichts; deßwegen wurde Johann
Friedrich mit Grumbach in die Acht erklärt, welche Morizens Bruder,
Kurfürst August, und Johann Friedrichs Bruder, Johann Wilhelm,
mit einem starken Heere vollstreckten. Sie belagerten Gotha und im
vierten Monate gerieth die Stadt durch einen Aufstand der Bürger
und der nicht bezahlten Söldner in ihre Gewalt; Johann Friedrich, der
Kanzler Brück und Grumbach wurden gefangen, des Herzogs Söhne
mußten einen großen Theil der Kriegskosten bezahlen, und nach ihrem
frühen Tode fiel das Land an Johann Wilhelm (1567). Johann Fried-=
rich selbst wurde dem Kaiser auf Gnade und Ungnade überliefert, auf
offenem Wagen mit einem Strohhute auf dem Kopfe in Wien einge-
führt und dann auf das Schloß zu Wienerisch-Neustadt gesetzt, wo er
erst nach 28 Jahren als Gefangener starb. Brück und Grumbach wur-
den gefoltert, der alte Grumbach wurde lebendig auf die Marterbank
genagelt und ihm dann das Herz ausgerissen, das ihm der Henker mit
den Worten in's Gesicht schlug: „da sieh', Grumbach, dein falsches Herz."
„Du schindest einen dürren Geier,“ soll der Sterbende gesagt haben;
sein Leib wurde in vier Stücke zerhauen. Die gleiche Strafe erlitt der
Kanzler Brück. Max schrieb den Richtern: die Strafe hat das Maß
überschritten.
Mit den Türken hatte der Kaiser, obwohl er wie Ferdinand I.
Tribut zahlte, viel zu kämpfen; denn der ungarische Kronprätendent
Johann Sigismund Zapolya rief den Sultan zu Hilfe. Im Jahre
1567 zog der alte Solyman II. mit der ganzen Macht seines Reiches
gegen den Kaiser, aber in Szigeth hielt ihn der heldenmüthige Kroate
Graf Zrinyi durch die wunderbare Vertheidigung der kleinen Festung
auf; hier starb Solyman (4. September), bevor das Schloß von Szigeth
gefallen war. Die Paschen verhehlten aber seinen Tod und setzten die
Belagerung fort; Zrinyi fiel bei dem letzten Ausfalle, in welchem er
mit der Besatzung den Tod suchte; die Zurückgebliebenen sprengten das
Schloß mit den stürmenden Türken in die Luft (7. September).
Solymans Nachfolger, Selim II., schloß mit Mar II. einen Waffen-
stilsstand auf acht Jahre, der nach seinem Ablaufe verlängert wurde.
Johann Sigismund Zapolya starb 1571; ihm folgte als Woiwode von
Siebenbürgen Stephan Bathori, der 1576 von den Polen zum König
erwählt wurde.