106 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
Beispiel, denn bessere gibt es nicht.“ So führten die Jesuiten den
Kampf gegen den Protestantismus durch Wort, Schrift und Unterricht;
aber er blieb leider nicht auf dieses Gebiet beschränkt, wohin er gehört
und auf welchem er der Natur der Dinge nach nie aufhören wird, son-
dern er entbrannte im mörderischen Kriege mit Eisen und Pulver, weil
der Augsburger Religionsfrieden die Religion in die Gewalt der Landes-
herren gegeben hatte und die katholischen Fürsten trotzdem nicht das gleiche
Recht wie die protestantischen üben sollten. Es handelte sich aber nicht
mehr um die Eristenz des katholischen und protestantischen Glaubens, beide
waren in Europa hinlänglich gesichert, denn beide hatten in Hauptländern
triumphiert, der katholische in Spanten, Frankreich und Italien, der pro-
testantische in England, Skandinavien, Holland und Norddeutschland; es
fragte sich nur, ob Haus Habsburg seine Länder und Regentenrechte
behaupten könne, welche ihm durch protestantische Unterthanen, durch
deutsche und auswärtige Feinde bestritten wurden.
Fünsfzehntes Kapitel.
Der dreißig jährige Krieg (1618—1648).
Der Ausbruch in Prag (23. Mai 1618). Hie Schlacht auf dem weißen Verge
(8. Nov. 1620).
Herzog Ferdinand von Steyermark wurde durch Familienpakt
zum Nachfolger des Mathias in Ungarn und Böhmen und seiner gleich-
falls kinderlosen Brüder in Oesterreich und Tyrol designiert und damit
der Theilung der österreichischen Erblande ein Ende gemacht. Aber diese
Vereinigung der habsburg--österreichischen Macht in der Hand eines kräf-
tigen Herrschers mußte den Feinden des Hauses Habsburg, den Feinden
der katholischen Kirche und des deutschen Reichs ein sehr unerwünschtes
Ereigniß sein, das sie um jeden Preis zu verhindern suchten, und als
Hauptmittel diente die Revolutionierung der österreichischen Länder im
Namen des Evangeliums und der ständischen Freiheiten. Zu den Fein-
den Habsburgs gehörten: der türkische Sultan, welcher den sieben-
bürgischen Fürsten Bethlen Gabor, einen Protestanten, vorschob; die
von den Oraniern geleiteten Niederländer (die Generalstaaten),
welche befürchteten, die österreichische Linie des Hauses Habsburg könnte
die spanische unterstützen, auf deren Kosten sie ihre Macht vergrößerten;
Frankreich, das auf Erweiterung seiner Gränzen gegen die noch spa-
nischen Niederlande und die deutschen überrheinischen Provinzen speku-
lierte; Savoyen, das schon damals nach der Lombardei lüstern war;
Schweden und Dänemark trachteten nach Erwerbungen in Nord-
deutschland, und wäre Polen nicht der Anarchie verfallen gewesen, so
hätte es ohne Zweif el gleichfalls nach deutschem Gebiete gegriffen. Wie