Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Der dreißigjährige Krieg. 109 
Lage eine verzweifelte: in Ungarn ein Gegenkönig, Bethlen Gabor, der 
wieder gegen Wien rückte, in Böhmen ein Gegenkönig, dem Mähren, 
Schlesien und die Lausitz anhingen, Oesterreich im vollen Aufstand, nur 
Tyrol getreu, aber zu entfernt. Da schritt endlich Mar von Bayern 
ein, der klügste und kräftigste Fürst seiner Zeit; er regierte seit 1597, 
während ein Wittelsbacher die bischöflichen Sitze von Freising, Hildes- 
heim, Lüttich und den erzbischöflichen von Köln mit Kraft und Würde 
behauptete. Zuerst machte sich der Bayer den Rücken frei; der Union 
wurde versichert, daß es nur den rebellischen Böhmen gelte, keineswegs 
ihr selbst, aber wenn sie sich der Böhmen annehmen sollte, werde man 
ihr mit Waffengewalt entgegentreten. Sachsen wurde von Ferdinand 
durch die Lausitz geködert, und der Kurfürst Johann Georg (vwie sein 
Vater und Großvater ein gewaltiger Trinker, daher der Biergörge ge- 
nannt) konnte ohnehin den Pfälzer und die Kalvinisten nicht leiden. Die 
geistlichen Fürsten und Herren der Liga gaben Maxen große Summen, 
auch der Papst steuerte namhaft bei, denn es handelte sich nicht wie unter 
Karl V. um den Triumph der Kaisermacht, sondern um die Rettung des 
katholischen Hauses Habsburg, durch dessen Fall die katholischen Fürsten 
in Deutschland der Gnade der protestantischen überliefert worden wären. 
Max ließ sich auch seine Dienste theuer genug bezahlen; für seine Kriegs- 
kosten mußte ihm Ferdinand Oberösterreich verpfänden und die pfälzische 
Kur und das pfälzische Land versprechen. Dann rückte er durch Oester- 
reich, dessen aufständischer Adel zu Kreuze kroch, in Böhmen ein und 
gerade auf Prag los. Friedrich hatte sich in Böhmen keine goldenen 
Meinungen gesammelt; er beleidigte den böhmischen Adel, weil er den 
zwei Abenteurern Christian von Anhalt und Friedrich von Hohenlohe 
sein ganzes Vertrauen schenkte; das Volk aber erbitterte es, als der 
pfälzische Hofprediger Skultetus einen Bildersturm anordnete und auch 
die Kreuze auf den öffentlichen Plätzen umstürzen wollte; ein drohender 
Volksaufstand verhinderte die letzte Unthat. Außerdem erschien in Prag 
ein Gesandter von Friedrichs Freunde, dem türkischen Sultan, und daß 
Friedrich mit Frankreich gut stand, war offenkundig, wenn auch die neue 
Majestät nicht französisch gesprochen und einen französisch-lüderlichen 
Hof mit sich gebracht hätte, was alles auf das gemeine Volk keinen 
guten Eindruck machte. Sein bester Feldherr Mansfeld stand bei 
Pilsen (auch er war beleidigt), als das Heer der Liga, das Marens 
treuer Feldherr Tilly führte, gegen Prag anmarschierte. Es säumte 
mit dem Angriffe nicht lange; Friedrich tafelte noch, als man ihm mel- 
dete, der Feind habe das auf dem weißen Berge nur schwach ver- 
schanzte Heer angegriffen; in einer Stunde war die Schlacht enkschieden, 
die Böhmen in voller Flucht (8. November 1630). Friedrich hatte 
mit einem Schlage allen Muth verloren; Mansfeld war in die Nähe
	        
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