Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Wallenstein. Der dänische Krieg. 113 
auferlegt; zwar drohten die Holländer, die Hanseaten aus der Ostsee zu 
verdrängen, und mit ihnen wetteiferten die Engländer; zwar unterdrückte 
Richelieu in Frankreich die Hugenotten — das alles hinderte aber die 
Hingebung der protestantischen Deutschen, namentlich der Fürsten, welche 
für ihre Säkularisationen fürchteten, an die Ausländer nicht, wollte ja 
der Kaiser, wie es schten, die Bedingungen des Augsburger Religions- 
friedens auch für die Katholiken geltend machen. 
Wallenstein. Der dänische Rrieg (1625—1629). 
Kaiser Ferdinand war durch den Bayer und die Liga gerettet wor- 
den, und der Krieg wurde auch nach der Schlacht auf dem weißen Berge 
durch die Liga geführt, denn was der Kaiser an Truppen hatte, brauchte 
er in Ungarn und in den unruhigen Erbländern; dieser Rolle mußte er 
überdrüssig sein und wünschen, in den Kampf, der das ganze Reich be- 
wegte, mit eigener Kriegsmacht einzuschreiten. Er wandte sich deßwegen 
an den reichen und kühnen Albrecht von Wallenstein mit dem Auf- 
trage, 10,000 Mann für den kaiserlichen Dienst zu werben. Dieser aber 
sagte: „mit 10,000 Mann ist nichts gethan, die sind überall unwerth, 
aber 40,000 werden sich Respekt verschaffen und für sich selbst sorgen“, 
und in wenigen Wochen standen sie da, so sehr wirkte Wallensteins Name 
auf das junge Volk. Denn er war als Feldherr in hohem Ausehen, und 
der Soldat glaubte, der Sieg sei an seine Fahne gebannt; zudem ver- 
langte er von dem Soldaten nur zwei Dinge: Gehorsam und Tapfer- 
keit. Dabei war er freigebig wie ein König, wählte ohne auf Geburt 
und Stand zu sehen die Tüchtigsten aus und beförderte sie zu den höch- 
sten milltärischen Würden. Er selbst hatte in den Steimen gelesen, daß 
er zu hohen Dingen bestimmt sel, und er hatte Genie und Kühnheit 
genug nach dem Höchsten zu streben; Fanatiker war er so wenig, daß 
er dem Bekehrungseifer der Geistlichen gegen seine protestantischen Bauern 
Einhalt gebot, ohne Unterschied Katholiken und Protestanten in sein Heer 
aufnahm und beförderte; doch achtete er den Protestantismus als Religion 
nicht und betrachtete ihn als ein politisches Werkzeug, dessen sich die 
hohen Herren bedienten. Diesen Mann ernannte der Kaiser zum Herzog 
von Friedland und zum Generalissimus der katserlichen Heere. 
Der Feldzug von 1625 war ohne bedeutende Ereignisse; Christian IV. 
fiel, als er den Wall von Hameln beritt, in eine Wallgrube und kam 
fast um das Leben; Tilly aber eroberte einige feste Plätze in Nieder- 
sachsen. Im folgenden Jahre erstürmte er Hameln, Minden, Havelberg, 
Göttingen und Hannover, und da auch Wallenstein mit seinem mäch- 
tigen Heere heranzog, wollte Mansfeld ihn von der Vereinigung mit 
Tilly abhalten. Wallenstein aber zermalmte Mansfelns Heer bei 
Bumüller, Neue Zeit. 6. Aufl.
	        
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