Das Restitutionsedift. Wallensteins Absetzung. 115
Das Reftitutionsedikt (1629). Wallensteins Absetzung.
Aller Widerstand (nur Stralsund und Magdeburg trotzten) war
durch Tilly und Wallenstein niedergeschlagen, wohl 100,000 Mann stan-
den diesen Feldherren zu Gebote, davon hatte Wallenstein über 60,000;
nun regte sich aber die alte Furcht vor der katserlichen Uebermacht, um
so gegründeter, als Wallenstein und seine vertrautesten Generale gerade-
zu erklärten, Deutschland habe an einem einzigen Herrn, dem Kalser,
genug und brauche deren nicht mehr, so wenig als Frankreich und Spa-
nien. Von Richelieu geleitet, verlangte die Liga von dem Kaüiser
(6. März 1629) ein Edikt, 1) daß alle seit dem Passauer Vertrage
ren den Protestanten eingezogenen mittelbaren Stifte wieder herausge-
geben und 2) alle unmittelbaren, gegen das reservatum ecclesiasticum
eingezogenen Stifte mit katholischen Prälaten besetzt werden sollten;
3) daß katholischen Ständen das Recht cujus regio ejus et religio
nicht mehr bestritten werden; 4) der Religionsfriede von Augsburg nur
für die Anhänger des augsburgischen Bekenntnisses, nicht aber für die
Kalrinisten gelten sollte. Der Artikel 2 traf die Protestanten sehr hart,
denn es handelte sich um die Zurückgabe der Erzstifte Magdeburg und
Bremen, der Bisthümer Minden, Verden, Halberstadt, Lübeck, Ratze-
burg, Meißen, Merseburg, Naumburg, Brandenburg, Havelberg, Lebus,
Kamin, die Abteien gar nicht zu rechnen. Die protestantischen Fürsten
mußten einwilligen, so schwer es sie ankam; sie hatten nämlich die ein-
gezogenen Kirchengüter als ihr Eigenthum benutzt und dadurch ihr Ein-
kommen beträchtlich gesteigert, aber zugleich ihren Haushalt auf größerem
Kuße eingerichtet; mußten sie nun jene Güter wirklich herausgeben, so
kamen sie in eine schreckliche Finanznoth und verloren zudem eine Menge
Leute, die sie zu Protestanten und Unterthanen gemacht hatten, daher
ihnen gegen den Kaiser, als den Vollstrecker des Restitutionsedikts, jede
Hilfe willkommen war, und das hatte Richelien gewollt. Noch mehr
aber lag diesem die Absetzung Wallensteins am Herzen; denn der
lühne Feldherr bedrohte bereits Frankreich; er war nach Süddeutschland
rorgerückt, hatte sein Hauptquartier in Memmingen aufgeschlagen und
gerachte einen Theil seines Heeres nach Frankreich zu entsenden, um
dort die hugenottische Glut zu einem neuen Brande anzufachen, wodurch
Frankreich mit derselben Waffe bekämpft worden wäre, die es seit 1521
gegen Deutschland brauchte. Mit der Hauptmacht aber stellte sich
Wallenstein dem Kaiser zur Verfügung; in wenigen Tagmärschen wäre
er vor München und Regensburg erschienen, und er wäre so wenig als
Lurwig XI. von Frankreich vor dem Gedanken zurückgeschaudert, die
widerspenstigen Fürsten gefangen zu setzen oder im Nothfalle zu tödten.
Der Kaiser ging jeroch auf seine Pläne nicht ein; denn cimal war es