120 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
Die protestantischen Fürsten veranstalteten im Anfange des Jahres 1631
in Leipzig unter Sachsens Einfluß einen Konvent, in welchem beschlossen
wurde, sich neutral zu halten, aber der Ausführung des Restitutions-
ediktes mit bewaffneter Hand zu widerstehen; nur Magdeburg, die
Herzoge von Lüneburg und Lauenburg, Sachsen-Weimar
und der Landgraf von Hessen-Kassel traten mit Gustav Adolf
in ein Bündniß. Unter solchen Umständen hatte dieser leichte Arbeit;
er hatte einen Heerhaufen wallensteinischer Soldaten unter Kontit gegen
sich, aber was vermochten Wallensteiner ohne ihren Feldherrn? Gustar
eroberte in kurzer Zeit Usedom, Wollin, Rügen, Kamin, und zwang
mit Stettin auch den alten Herzog Bogislaus von Pommern,
der gerne neutral geblieben wäre, zur Kapitlation; in dem Vertrage
mit dem kinderlosen Herzoge angelte Gustav bereits Pommern, das
nach Erbrecht Brandenburg zugefallen wäre. Auch Mecklenburg fiel
bis auf wenige feste Orte in Gustavs Gewalt und so nach und nach
ganz Pommenn, da die kaiserlichen Besatzungen keine Unterstützung er-
hielten. So verging das Jahr 1630 und den 23. Januar 1631 schloß
Gustav den Bärenwalder Vertrag mit Frankreich, in welchem
dieses jährlich 400,000 Thaler zu bezahlen versprach. Jetzt erst erhielt
Tilly auch über die kaiserlichen Truppen das Kommando und die Er-
laubniß, den Schweden vorsichtig zu bekümpfen. Er erstürmte Neu-
brandenburg und ließ 2000 Schweden über die Klinge springen,
Gustav Adolf aber nahm Frankfurt an der Oder, das er, obwohl es
eine eifrig protestantische Stadt war, seinen Soldaten zur Plünderung
überlassen mußte. Beide Gegner rückten sich in die Nähe, Tilly griff
aber seinen bei Schwedt verschanzten Gegner nicht an, sondern wich zu-
rück und belagerte Magdeburg, das seinen Rücken bedrohte. Auch
Gustav mußte sich den Rücken sichern und zwang den Kurfürsten von
Brandenburg zu einem Bümnnisse, indem er ihm nur die Wahl zwi-
schen Krieg und Bund ließ. Vergebens verschwendete er Vorstellungen
und Beschwörungen an den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen,
um ihn zum Bunde zu bewegen, damit Magdeburg nicht in die Hände
des Feindes falle; Johann Georg liebte Magdeburg nicht und den
Schweden noch weniger, der sich statt seiner zum Haupt des protestan-
tischen Deutschlands aufwerfen wollte.
Jerstörung Magdeburgs (20. Mai 1631).
Tillv und Pappenheim belagerten unterdessen Magdeburg, das
durch seinen Trotz einen berühmten Namen erworben hatte, und nahmen
nach und nach die Außenwerke. Die gemeinen Bürger waren aber
größtentheils mit dem Magistrate nicht einverstanden, der sich durch den