Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Gustav am Main 2c. 123 
gethan hatte. Darum wandte sich Gustav von Sachsen durch Thüringen 
an den Main, eroberte Bamberg und Würzburg, dessen festes Schloß 
die Schweden mit Sturm nahmen, und drang über Frankfurt, das 
gerne kapitulierte, an den Rhein (wegen der vielen Bisthümer und 
Abteien, die an dem herrlichen Strome lagen, von dem deutschen Volks- 
witze die Pfaffengasse genannt), über den er bei Oppenheim den 7. 
Dezember setzte. Mainz ergab sich und wurde von Gustav vorsichtig 
noch stärker befestlgt; auch die ganze Pfalz bis auf wenige Festungen 
wurde genommen, und der unglückliche Pfälzer kam in sein Land zurück; 
aber Gustav verzögerte es immer, denselben wieder als Landesfürsten ein- 
zusetzen und ließ den armen Mann seinem Lager folgen; „nur um England 
zu Hilfeleistungen anzuspornen“, entschuldigt Gustaven die Parteigeschichte, 
welche aus ihm einen Glaubenshelden statt eines Eroberers schaffen möchte. 
Aus Mainz schickte Gustav die herrliche Bibliothek nach Schweden, aber 
das Schiff versank im baltischen Meere, wodurch viele Schätze altdeut- 
scher Wissenschaft und Dichtung verloren gingen. Tilly war unterdessen 
im Rücken Gustavs erschienen, hatte Bamberg, Rothenburg an der 
Tauber und Anspach erobert (Februar 1632) und bedrohte Nürn- 
berg, als Gustav Adolf gegen die Donau vorrückte und Bayern selbst 
angriff. Eilends mußte der alte Feldherr seinem Kurfürsten zu Hilfe 
kommen und nahm eine sehr feste Stellung bei Rain am Lech. Gustav 
Adolf hatte jedoch den Vortheil, daß sein Geschütz auf dem höheren lin- 
ken Ufer mit viel größerer Wirkung spielte als das feindliche; unter dem 
Schutze desselben, in Rauch und Dampf gehüllt, schlug er eine Brücke 
über den Lech und erzwang (15. April) den Uebergang. Tilly warf sich 
den Schweden persönlich entgegen, indem er eine Fahne ergriff, aber 
eine Stückkugel zerschmetterte ihm ein Bein, er mußte das Feld räumen 
und wurde von seinen Soldaten nach Ingolstadt getragen. Vierzehn 
Tage darauf starb Tilly, nachdem er die fürchterlichsten Schmerzen mit 
unerschütterter Geduld ertragen hatte (30. April 1632). Er blieb Feld- 
herr bis zum letzten Augenblicke; denn auf dem Todbette ermahnte er 
den Kurfürsten dringend, Regensburg zu besetzen, den Schlüssel zu Böh- 
men und Oberösterreich. Jn ihm verlor die Liga einen treuen, ehrlichen 
und geschickten Feldherrn, dem Geld und Gut gleichgiltig, sinnliches 
Vergnügen verächtlich war; gegen Gustav Adolfs Kriegskunst vermochte 
er freilich nicht Stand zu halten, allen anderen Feldherren aber hatte 
er seine Ueberlegenheit blutig bewiesen. 
Gustav Adolf besetzte Augsburg und nahm von den Bürgern 
Huldigungen an, wie sie bisber nur dem Kaiser dargebracht wurden, 
stürmte Ingolstadt vergebens, gewann jedoch München (17. Maih durch 
Kapitulation. Die Stadt wurde verschont (sie ließ es aber auch nicht 
wie Magdeburg auf einen Sturm und Straßenkampf ankommen) und
	        
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