124 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
bezahlte 400,000 Thaler Brandschatzung; man sieht, Gustav wußte trotz
Napoleon I. das feindliche Land zu benutzen. Dies erzürnte die Fran-
zosen am allermeisten; als Ludwig XIII. von der Schlacht am Lech hörte,
rief er aus: „Nun ist es Zeit, den Fortschritten des Gothen Einhalt
zu thun!“ Wirklich wollten auch die Franzosen den Schwedenkönig zur
Neutralität mit Bayern und der Liga bewegen, sie drohten ihm sogar
mit ihres Königs Zorn, allein Gustav gab ihnen Antworten voll ftolzen
Spottes und wies auch die Anträge des Kurfürsten Maximilian zurück.
Nun griffen die Franzosen auch zu und besetzten Lothringen
und das Erzstift Trier, alles mit den besten Worten begleitend,
denn auch ihnen war es angeblich nur um das Wohl und die Frei-
heit der deutschen Nation zu thun, wie Gustav mit ihnen wetteifernd
verkündete.
Wallenstein gerusen (1632).
Die Liga mit ihrer schlauen Politik war durch Gustav Adolf ver-
nichtet, die geistlichei Herren auf der Flucht oder wie die Trierer fran-
zösisch, Max von Bayern des größten Theils seiner Lande beraubt, in
welchem die Schweden furchtbar hausten, seitdem das bayerische Land-
volk jeden einzelnen Mann umbrachte. Nun war kein Helfer mehr als
der Kaiser, da Frankreich den „groben Schweden“ nicht dirigieren konnte.
Aber der Kaiser selbst befand sich in der größten Nothz denn während
Gustav Adolf von Leipzigs Ebenen an den Main, Rhein, Lech und die
Donau im Siegesschritte gezogen war, rückte ein sächsisches Heer
in Böhmen ein und besetzte das Land mit der Hauptstadt Prag, ohne
ernsthafte Gegenwehr zu finden, denn die Streitkräste des Kaisers unter
Tilly waren vernichtet worden. Der Kurfürst von Sachsen benahm sich
jedoch sehr vorsichtig und schonend; offenbar wollte er lieber Ferdinanden
zum Kaiser als den Schwedenz denn unter Habsburg blieb Sachsen das
Haupt der Protestanten, unter Gustav Adolf aber verlor es diesen Rang.
Merkwürdig erscheint es, daß die Böhmen beim Einmarsch der Sachsen
sich gegen den Kaiser nicht empörten und auch später bei ähnlicher Ge-
legenheit nichts unternahmen, im Gegentheil ihre Städte entschlossen
gegen die Feinde des Kaisers vertheidigten; das Volk war also nur durch
Thurn und andere zum Aufstand gebracht worden, und ebenso gewiß
war die protestantische Partei bei weitem nicht so zahlreich, als sie sich
ausgab, aber durch ihre adeligen Häupter und ihre Rührigkeit furchtbar.
Wallenstein selbst war aus Prag gewichen und hatte sich nach Znaym
in Mähren begeben. An ihn wandte sich der Kaiser in seiner Noth;
seine Verbindung mit Wallenstein war nie ganz abgebrochen, und seit
Gustavs Einfall in Deutschland unterhandelte Wallenstein mit Wissen
des Kaisers durch den sächsischen Feldherrn Arnim (der ehemals unter