Wallenstein gerufen. 125
ihm diente) mit Sachsen und Dänemark wegen eines Bündnisses gegen
Schweden. Zwar hatte Wallenstein eine große Partet am Hofe gegen
sich, welche dem Kaiser abrieth und seinen Sohn Ferdinand zum Feld-
herrn empfahl; zwar liebte der Kaiser den hochmüthigen, mit dunkeln,
ungeheuren Plänen umgehenden Friedländer selbst nicht, aber er sah zu
klar, daß nur Wallensteins Name und Geld ein Heer gegen Gustavr
Mdlf zusammenrufen könne. Darum beauftragte er Wallenstein mit der
Anwerbung eines neuen Heeres. Dieser ließ die Werbtrommel rühren,
und wie es kund wurde, daß der Friedländer werbe, eilte kriegslustiges
Volk in solcher Menge seiner Fahne zu, daß er in Monatsfrist ein an-
sehnliches Heer beisammen hatte. Aber nun weigerte er sich das Kom-
mando zu übernehmen und zwang den Kaiser alle seine Bedingungen
einzugehen, denn ohne Wallenstein wäre das kaum geworbene Heer bald
auseinander gelaufen. Diese lauteten: 1) Die kaiserlichen Truppen auf
deutschem Boden stehen unter dem unumschränkten Oberbefehl des Her-
zogs und auch der Kaiser darf ihm nichts befehlen oder einreden. 2)
Alle Eroberungen sind seiner Verfügung überlassen. 3) Als Lohn er-
hält er eines der österreichischen Erbländer und außerdem noch ein an-
deres Land. 4) Zur Unterhaltung der Armee darf er konfiscieren wo
und was er will. So hatte Maximilian von Bayem nicht einmal Be-
dingungen gestellt, als der Kaiser 1621 am Rande des Unterganges
stand, und Marimilian war Herr von Bayern und Haupt der Liga,
Wallenstein aber Ferdinands Unterthan; durch den Znaymer Vertrag
wurde der Unterthan zum Zwingherrn seines Fürsten, und dieser mußte
ein solches Joch um jeden Preis abschütteln, sobald die größte Gefahr
vorüber war; er mußte es, wenn auch Wallensteins Treue und Erge-
benheit noch so makellos - vor aller Welt Augen da lag. Wir kennen
indessen den Zusammenhang aller Praktiken und Listen nicht, welche in
jener Zeit über Deutschland gesponnen wurden, und daher ist Wallen-
steins Treiben noch immer nicht aufgehellt. Man denke an die Wider-
sprüche: Richelieu, ein Kardinal, und sein Hauptwerkzeug, der Kapuzi=
nerpater Josef (der adelige Françgois le Clerc Tremblay, früher
Offizier), schicken dem Kaiser den Schwedenkönig in das Reich, den
„Streiter für das Evangelium“; dieser proklamiert sich als Retter des
Protestantismus, gelobt aber dem Kardinal in einem Artikel des Bünd-
nisses, „den katholischen Glauben nirgends zu unterdrücken“, und der
Papst selbst antwortet den kaiserlichen Gesandten, welche Subsidien zum
Kriege gegen den Schweden verlangen, Gustav führe keinen Religions-=
krieg. Maximilian von Bayern, das Haupt der Liga, bleibt in fort-
währender Verbindung mit Frankreich, und das französische Heer, das
Lothringen und Trier besetzte, wird als zur Vertheidigung der Katho-
liken abgeschickt den rheinischen Deutschen empfohlen. Hingegen bleibt