Karl I. 143
und das englische allgemeine Gebetbuch die Predigten der Presbyterianer
und ihren kalvinisch-einfachen Kult; als aber am 23. Juli 1637 der
erste Gottesdienst nach englischer Weise in der Domkirche zu Edinburgh
abgehalten werden sollte, entstand ein Aufruhr gegen den „Baalsdienst"“,
der Geistlicbe wurde mit Stühlen geworfen und mußte flüchten. Die
Schotten setzten eine revolutionäre Regierung ein und beschworen den
Bund zur Beschützung der reinen Religion, „den Kovenant“. Zu-
gleich rüsteten sie ein Heer, das an die englische Gränze rückte. Versuche
zu einer Aussöhnung scheiterten, wenn sie auch anfangs zu gelingen
schienen; die Schotten erklärten die englische Liturgie und das Episkopal-=
system für gotteslästerlich und beharrten in ihrer Empörung. Endlich
berief der König nach eilfjähriger Unterbrechung das Parlament wieder
ein, entließ aber das Unterhaus alsbald, weil er dasselbe unfügsam
fand. Sein Heer, das er gegen die Schotten geschickt hatte, ließ sich
am 28. August bei Newburn schlagen und die Schotten drangen im
Einverständnisse mit den englischen Unzufriedenen über die Gränze.
Nun nahm der König abermals seine Zuflucht zu dem Parlamente; dies
wurde am 3. November 1640 eröffnet. Sogleich versetzte es die Mi-
nister und alle Beamte, welche dem Könige seit eilf Jahren gedient hat-
ten, in Anklagestand und kassierte alle Urtheile der Sternkammer und
der hohen Kommission, des Gerlchts in geistlichen Dingen. Der König
willigte in eine dreijährige Dauer des Parlaments und begab sich des
Rechts das Parlament aufzulösen und zu versammeln, er willigte somit
ein, daß sich das Parlament als Regierung neben der königlichen kon-
stituierte. Lord Strafford vertheidigte sich vor den Schranken des Pairs-
hofes mit Muth und großer Geschicklichkeit; als aber das Oberhaus sich
zu einem freisprechenden Urtheile zu neigen schien, jo erklärte das Un-
terhaus, alle seine Befugnisse überschreitend, Strafford des Verrathes an
den Freiheiten des englischen Volkes als überwiesen, das Oberhaus trat
diesem Beschlusse bei und Strafford wurde zum Tode verurtheilt. Der
König unterzeichnete das Urtheil und am 11. Mai 1641 starb Straf.
ford mit stolzem Muthe auf dem Blutgerüste. Daß die Puritaner das
Uebergewicht hatten, bewies das Unterhaus bald darauf durch eine neue
Verfassungsverletzung, indem es alle Bischöfe von dem Parlamente aus-
schloß. Karl gab indessen seine Hoffnung, der feindseligen Partei Meister
zu werden, nicht auf, denn die Puritaner hatten unter den Anhängern
der Staatskirche einen nicht zu verachtenden Widerpart, auch war die
Verbindung der Unzufriedenen mit den fanatischen Schotten landeskun-
dig, wenn auch noch nicht durch Beweisstücke dargethan. Aber nun
schlug ein Ereigniß wie der Blitz in alle Entwürfe des Königs: die
Irländer, welche Heinrich VIII., Königin Elisabeth, Jakob I. und
eben vorher Strafford ihres Grundes und Bodens gegen alles göttliche