Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

144 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c. 
und menschliche Recht und auf die brutalste Weise beraubt hatten, em- 
pörten sich und ermordeten die englischen Kolonisten, welche durch Kauf 
oder Schenkung in den Besitz des geraubten Grundeigenthums gekommen 
waren. Diese Metgzelel, welche übrigens die Engländer in Irland, so 
gut sie konnten, vergalten, wurde auf Rechnung des Königs geschrieben 
und seine Feinde verbreiteten nun durch Wort und Schrift die Anklage, 
der Hof habe mit den Irländern, Spaniern und Franzosen ein Bündniß 
zur Ermordung aller protestantischen Engländer, zur Vernichtung ihrer 
Religion und ihrer Freiheiten u. s. w. gemacht. Der König mußte dem 
Parlamente die Bestrafung der Irländer überlassen; dieses rüstete so- 
fort ein Heer, schickte es aber keineswegs nach Irland, sondern be- 
hielt es in England und erließ nun eine die königliche Gewalt beschrän- 
kende Akte nach der andern. Da klagte der König die Häupter der 
Opposition im Unterhause: Hampden, Pym, Hollis und Haslerig des 
Hochverraths an und verlangte deren Verhaftung; zu ihren Gunsten 
entstand aber in London eine große Volksbewegung, welcher sich die See- 
leute und das umliegende Landvolk anschloßen. Darauf entfernte sich 
der König mit seiner Familie nach YDork, das Parlament aber erklärte 
das Reich in Gefahr, bemächtigte sich der Flotte und rief die Landmiliz 
unter Waffen. Die Unterhandlungen mit dem Könige dauerten noch 
einige Zeit fort, zerschlugen sich aber, weil das Parlament dem Könige 
die Ernennung des Oberbefehlshabers der Landmillz durchaus nicht ein- 
räumen wollte. Nun sammelten sich auch um den König seine Anhänger, 
deren Kern die Landedelleute waren, während das Parlament auf die 
meisten Städte zählen konnte. Die Anhänger des Königs wurden Ka- 
valiere genannt, sie hingegen betitelten ihre Gegner Rundköpfe, weil diese 
ihre Haare kurz schnitten, was ein christliches Zeichen sein sollte. An- 
fangs hatte der König durch die berittenen und ehrenfesten Landedelleute 
über die zusammengeraffte unkriegerische Miliz die entschiedene Oberhand, 
und das Parlament in York, das aus seinen Ergebenen bestand, gab 
in etwas ein Gegengewicht gegen das Londoner. Auch im zweiten Jahre 
behielt der König die Oberhand und J. Hampden fiel in einem Reiter- 
gefecht. Nun errichtete aber Oltver Kromwell, ein Landedelmann, 
aus seinen „Heiligen“ Reiterschwadronen. Dieses waren rellglöse Schwär- 
mer der finstersten Gattung; sie wollten von einem Bischofe, einer Litur- 
gie, von Bildern, Kirchenzierden u. s. w. nichts wissen. Jeder wahrhaft 
Gläubige sollte das Recht haben zu predigen, sobald ihn der Geist an- 
regte; ebenso wenig wollten sie einen König haben, das Reich der Gläu- 
bigen bedürfe keinen. Sie trugen die Bibel stets bei sich, brauchten die 
Bibelsprache auch im gemeinen Leben, und besonders oder fast ausschließ- 
lich die Sprache des alten Testaments. Die meisten nahmen auch alttesta- 
mentliche Namen an: Habakuk, Ezechiel, Zorobabel u. s. w., während sie die
	        
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