Frankreich unter Ludwig XIII. 157
Zweites Kapitel.
Frankreich unter Ludwig XIII. (1610—1643).
Nardinal Richelieu. Die Bugenotten.
Wir haben während des dreißigjährigen Krieges gesehen, wie sich
dieser König oder vielmehr sein Mintster, der Kardinal Richelien, mit
den Schweden und deutschen Reichsfürsten verband und an Deutschlands
Verwüstung und Beraubung Antheil nahm. Aehnlich verfuhr er gegen
Spanien, das unter jedem Könige tiefer herunter kam, und entriß ihm
Bearn und Rousfillon; als sich Katalonien und Aragonien empörten,
sagte er ihnen Hilfe zu, und nur sein Tod und die neuen Unruhen in
Frankreich verhinderten die Ausdehnung der französischen Herrschaft bis
an den Ebro. Unter Richelieu wurde auch die Anlage überseeischer fran-
zösischer Kolonteen betrieben, z. B. in Kanada, auf Neufundland, Mar-
tinique, Guadeloupe, St. Domingo, in Kayenne und am Senegal.
Richelien machte aber nicht allein Frankreich mächtig und gefürchtet,
er vollendete auch den Bau der Königsmacht, welchen Ludwig XI. schon
weit gefördert hatte. Bevor Richelien den König Ludwig XIII. leitete,
war Frankreich von Unruhen heimgesucht, welche die Großen erhoben,
und von einem neuen Hugenottenkriege, den ebenfalls vornehme Herren,
nämlich die Prinzen Rohan und Soubise, entzündet hatten. Erst 1624
kam Richelien in den Staatsrath und wurde der eigentliche Regent Frank-
reichs. Seine erste große Unternehmung war die Unterwerfung der
Hugenotten; diese waren besonders im Süden und Westen zahlreich
und bildeten eigentlich einen bewaffneten Bund mitten im Staate; sie
hatten durch ihre kirchliche Organisation zugleich eine politische erhalten,
waren gut bewaffnet und im Besitze starker Festungen. Alle Unruhen
der Großen fanden von Anfang an ihren Rückhalt in den Hugenotten
und wurden eben dadurch so gefährlich. Ihre neue Schilderhebung be-
nutzte nun Richelien zu ihrer vollständigen Unterwerfung; er eroberte ihre
starken Festungen Nimes, Montauban, Montpellier und nach 14monat-
licher Belagerung ihren Hauptwaffenplatz La Rochelle, den die eng-
lische Flotte unter Buckingham vergeblich zu entsetzen versuchte. Richelien
hatte nämlich die Stadt auch von der Seeseite her durch einen Damm
eingeschlossen, ein Riesenwerk, wie sonst nur Belagerungen im Alterthume
aufweisen; die Hugenotten ergaben sich nicht eher, als bis Hungersnoth
und Seuchen sie wehrlos machten (1628). Richelieu nahm denselben
nur die Waffen aus der Hand und unterdrückte ihre besonderen Rechte,
ließ ihnen dagegen die Religionsfreiheit und stellte sie in den bürger-
lichen Rechten den Katholiken gleich.
Sein Kampf gegen die Großen war für ihn gefährlicher als der
gegen die Hugenotten, denn der König war mehr als einmal auf dem