Ludwigs XIV. glückliche Kriege. 161
Tudwige XIV. glüchliche Kriege.
Der junge König bewies seinen Beruf zur Herrschaft dadurch, daß
er unter seinen Dienern die brauchbarsten für sedes Geschäft auswählte.
Der Finanzminister Kolbert (1661—1683) verwaltete sein Amt so
vortrefflich, daß er ohne großen Steuerzwang die ungeheuren Summen
für den Krieg, für die Bestechung der fremden Minister und für die Pracht
des Hofes aufbrachte, und doch gleichzeitig der Industrie und dem Han-
del Frankreichs einen Aufschwung gab, raß es auch hierin in die Vor-
derreihe der Nationen trat. Der Kriegsminister Louvois organisterte
das Heerwesen und schuf dem Könige stehende, gut ausgerüstete und
schlagfertige Armeen, was die anderen Staaten nachahmen mußten; aber
Frankreich hatte den Vortheil, welcher demjenigen immer zufällt, der eine
passende Einrichtung zuerst trifft. Die Marschälle Kondé, Turenne
und Luxemburg vervollkommneten die Taktik Gustav Adolfs und ga-
ben der französischen Kriegskunst eine lang dauernde Ueberlegenheit;
Vauban aber war der Meister in der Kunst, Plätze zu befestigen und
befestigte zu belagern. Mazarin hatte die französischen Kriegsschiffe in
den Häfen verfaulen lassen, unter Ludwig erschienen Flotten von zahl-
reichen Linienschiffen in allen Meeren, und Admirale wie Du Quesne,
Tourville und Bart kämpften mit den Engländern und Holländern
um die Herrschaft der Meere.
Mazarin wollte, als Ferdinand III. den 30. Mai 1657 starb, sei-
nen jugendlichen Herrscher zum Kaiser erheben lassen, damit er mit dem
Titel des ersten Herrn der Chrtstenheit die Ansprüche desselben erneuern
könnte. Mit 110,000 Thalern und 40,000 Thalern jährlicher Pension
erkaufte er Kurpfalz; auch Köln, Mainz und Bayern waren auf
der Seite der Franzosen, aber die anderen Kurfürsten waren gegen eine
solche Wahl, die nothwendig zu einem Krlege zwischen Frankreich und
Habsburg geführt hätte. Nur damit Habsburg die Kaitserwürde nicht
erhalte, bot Mazarin dem Kurfürsten von Bayern 4 Millionen Thaler
an, wenn er sich selbst zum Katser wählen lasse, was Bayern jedoch zu
niederträchtig fand, und so wurde den 18. Juli 1658 Leopold I. ge-
wählt. Wie sehr aber der französische Einfluß überall herrschte und wie
es im heiligen römischen Reich aussah, beweist Artikel 13 der Wahlkapitu-
lation; dieser schreibt nämlich dem Kaiser vor: ohne den Willen der Für-
sten keinen Krieg anzufangen; keinen Feind der Krone Frankreich zu unter-
stützen; in den Ländern der Kurfürsten keine Festung zu bauen und alte
nicht wieder herzustellen; kein Hilfsheer nach Burgund oder Italien zu
schicken, dagegen darf die Krone Frankreich deutschen Reichsständen
Hilfe leisten, welche sie darum angehen. Im gleichen Jahre noch wurde
ein rheinischer Bund zwischen den drei geistlichen Kurfürsten, dem
Bischof von Münster, dem König von Schweden als aen von Bre-
Bumäller, Neue Zeit. 6. Aufl.