Krieg gegen Holland. 163
ersten Minister des Kaisers, den Fürsten Lobkowitz, gewonnen, der
fortan einen Krieg gegen Frankreich um jeden Preis zu verhindern suchte.
Den 1. Novbr. 1671 schloß Ludwig mit dem Kaiser einen Vertrag,
keinen der beiderseitigen Feinde zu unterstützen, Streitigkeiten friedlich
auszugleichen, und der Kaiser versprach überdies sich nicht einzumischen,
wenn wegen des Aachener Friedens außerhalb Deutschland Krieg ent-
stände. Der Erzbischof von Köln, der Bischof von Münster, ein kriege-
uscher Herr van Galen, der Bischof von Osnabrück, Johann Friedrich
vron Hannover, Christian von Mecklenburg-Schwerin machten mit Frank-
reich förmliches Bündniß; Sachsen, Bayern, Wirtenberg, Mainz, Trier
u. s. w. versprachen Neutralität. Die Unterhändler Frankreichs waren
die drei Brüder Wilhelm, Hermann und Franz Egon von Fürstenberg
(Lieser zugleich Bischof von Straßburg), welche Leopold 1664 in den
Reichsfürstenstand erhoben hatte. Es kümmerte daher Deutschland nicht
im mindesten, als Ludwig 1670 den Herzog Karl von Lothringen
rerjagte und dessen Land besetzte; was sollte es sich der Holländer an-
nehmen, die sich längst von Deutschland getrennt und demselben mög-
lichst vielen Schaden gethan hatten Allerdings hatten die Holländer
nichts besseres um Deutschland verdient, aber sie den Franzosen über-
lassen — hieß eine Mauer des eigenen Hauses einreißen. In der guten
Jahreszeit ging der König persönlich zu der großen Armee, welche unter
Kondé, Turenne und Vauban gegen Holland vorrückte. Dieselbe
umging die spanischen Niederlande und marschierte über kölnischen Stifts-
boden gegen Holland, indem Lurwig sich als Rächer der von den Re-
publikanern beleidigten Majestät der Könige proklamierte. Durch köl-
nische und münstersche Truppen verstärkt erzwang er den Uebergang
über den Rhein bei Tollhuis, den die französischen Dichter besangen,
und drang in das Herz der Generalstaaten ein. Wesel und Rheinsberg
(brandenburgische Festungen, in denen Holland das Besatzungsrecht hatte)
wurden von ihren Kommandanten feige übergeben, Nymwegen, Deven-
ter, Bommel u. s. w. hatten das gleiche Loos, der Großpensionär Jo-
bann de Witt rieth zu Unterhandlungen mit Frankreich, und die Depu-
tierten, welche dagegen sprachen, blieben in der Minderheit. Aber die
Stände der Provinz Seeland faßten den Entschluß, ihre Religion und
Freiheit mit Gut und Blut zu vertheidigen, an keinem Vertrage mit
Frankreich Theil zu nehmen, den Prinzen von Oranien herbeizu-
tufen und im Nothfalle sich eher an den König von England zu ergeben.
Denn auch dieser hatte angegriffen; die Holländer unter dem ergrauten
Seehelden Ruyter und Kornelius de Witt schlugen sich in heißen
aber unentschiedenen Schlachten mit der englisch-französischen Flotte, und
erst im folgenden Jahre gelang es Ruyter, die Engländer zu besiegen
und von der offenen See zu vertreiben. Zum Glücke für Holland