Die Türkenkriege. 169
Hinrichtungen bestraft wurde, aber Graf Emmerich Tököly entkam nach
Siebenbürgen und bot alles auf, um den Sultan zum Kriege gegen
den Kaiser zu bewegen. Als dieser 1673 mit Ludwig in einen neuen
Krieg verwickelt den größten Theil seiner Streitkräfte an den Rhein
schicen mußte, gelang es Tököly die Unzufriedenen in Ungarn zum
offenen Aufstande zu bewegen; auch nach dem Frieden zu Nymwegen
unterstützte Ludwig XIV. den Tököly mit Offizieren und Subsidiengel-
dern und that überdies durch seinen Gesandten in Konstantinopel alles
mögliche, um den Sultan Mohammed II. zum Kriege gegen Oester-
reich zu bewegen. Derselbe ernannte den Tököly wirklich zum König
in Ungarn und dieser empfing von ihm die türkischen Insignien der Be-
lehnung (Streitkolben, Säbel, Mütze). Nur zögernd und von den Ja-
nitscharen, welche durch das Geld fremder Agenten aufgewiegelt waren,
unablässig bestürmt, entschloß sich der Sultan zum Kriege gegen Leo-
pold I., der das von Osten heranziehende Gewitter vergebens durch einen
außerordentlichen Gesandten zu beschwören versuchte. Der Großwesier
Kara Mustafa brach 1683 im Frühjahre mit 300,000 Mann auf und
marschierte, von den Heerhaufen Apafis und Täökölys begleitet, gerade
auf Wien los, ohne sich mit der Belagerung der festen Plätze lange auf-
zuhalten; er bewies dadurch, daß er von den Franzosen gut instruiert
war. Der Kaiser flüchtete nach Linz und rief die Hilfe des Reiches an,
während die Türken Wien umlagerten (17. Juli) und auf ihren Streif-
zügen mehr als 80,000 Menschen in die Sklaverei fortschleppten. In
Wien kommandierte der tapfere General Rüdiger von Stahremberg
die 14,000 Mann starke Besatzung, und Soldaten, Bürger und Studen-
ten wetteiferten im Heldenmuth mit einander. Die Türken untergruben
die Mauern und legten Minen, die Wiener gruben ihnen entgegen und
oft kam es unter der Erde zum Kampfe. Wenn eine Miene aufflog,
stürmten die Türken mit Wuth, wurden aber jedesmal mit Verlust zu-
rückgeschlagen. Doch verwandelten sie allmählig die Festungswerke durch
ihre Minen in Trümmerhaufen, in denen sie sich festsetzten und so rück-
ten sie, wenn auch langsam und mit großem Verluste, doch immer vor-
wärts. Die Stadt wurde aufs äußerste gebracht; die Besatzung vermin-
derte sich mit jedem Tage durch Tod und Wunden, die Dienstfähigen
ermatteten durch die unaufhörliche Anstrengung und nun kam auch noch
der Hunger den Türken zu Hilfe, denn die Belagerung dauerte bereits
zwei Monate. Jede Nacht ließ! Stahremberg Feuerzeichen geben, welche
die drängende Noth den fernen christlichen Wachen verkündeten und ließ
zuletzt (10. September) vom Stephansthurme eine Garbe von Raketen
aufsteigen, zum Zeichen, daß es die höchste Zeit sel; ferne Raketen ga-
ben endlich Antwort. Das christliche Heer nahte; 20,000 Mann stark
waren die Kaiserlichen unter Karl von Lothringen, 12,000 Mann schickte