Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

170 Englische Revolution. Zeitolter Ludwigs XIV. 2c. 
Bayern und ebenso viel Sachsen, Schwaben und Franken 9000 Mann; 
18,000 Polen zogen unter ihrem heldenmüthigen König Johannes 
Sobiesky der bedrängten Stadt zu Hilfe. Ihm wurde von den deute 
schen Fürsten das Oberkommando überlassen. Sonntag den 12. Sep- 
tember 1683 stieg das christliche Heer vom Kalenberg nieder und schlug 
das türkische Heer nach kurzem, aber blutigen Kampfe in die Flucht; 
der Großwesier schien den Verstand verloren zu haben und ordnete das 
Heer nicht einmal zur Schlacht; nur 30,000 gefangene Christen ließ er 
in der Wuth umbringen, als die Christen anrückten. Er selbst war einer 
der ersten, die flohen, und wurde später auf Befehl des Sultans er- 
drosselt. In dem eroberten Lager wurde reiche Beute gemacht; das 
Prachtzelt des Großwesiers mit seinen Goldstücken und Prachtrüstungen 
erhielt der Polenkönig; 370 schwere Kanonen, 5000 bepackte Kamele, 
eine Unzahl Pferde und unermeßliche Vorräthe aller Art waren die Sie- 
gesbeute. Zu dieser gehörte aber auch der Briefwechsel Ludwigs XIV. 
mit der türkischen Regierung; dieser edle Herr wurde durch die Nach- 
richt von dem Entsatze Wiens wie vom Donner getroffen und verschloß 
sich aus Verdruß drei Tage lang; er hatte gehofft, nach dem Falle 
Wiens von Deutschland als Schirmherr angerusen zu werden; dann 
wäre er gegen die Türken gezogen und hätte als Retter Deutschlands 
den Kaiserthron bestiegen. 
Der Türkenkrieg dauerte jedoch noch lange fort; der Polenkönig 
siegte noch einmal über die Türken bei Parkany (10. Oktober) und 
zog nach Hause, da alle Gefahr für Wien vorbei war. Dann komman- 
dierte Karl von Lothringen und schlug die Türken in mehreren Tref- 
fen, in den Festungen aber leisteten sie den tapfersten Widerstand; so 
namentlich in Ofen, vor welchem die Christen über 20,000 Mann ver- 
loren. Erst 1686 den 2. September wurde Ofen von den Reichstrup- 
pen unter dem Kurfürsten von Bayern erstürmt; die Türken wehrten 
sich verzweifelt; die Einwohner, Männer, Weiber und Kinder, unterstüt- 
ten die 10,000 Mann starke Besatzung, denn Ofen war eine völlig tür- 
kische Stadt (146 Jahre waren es, seit Solyman daselbst den Halbmond 
aufgepflanzt hatte), sogar ein türkischer Wallfahrtsort; alles wurde nie- 
dergehauen, nur 2000 Menschen, die sich in einen Hof des alten Schlos- 
ses geflüchtet hatten, erhielten Guade. Am 12. August 1687 gewann 
das christliche Heer bei Mohacz eine Hauptschlacht; Tököly wurde von 
den Türken in Ketten geworfen und fortgeschleppt; seine Parteigänger 
kehrten meistens zu der kaiserlichen Fahne zurück, aber der General 
Karaffa hielt nun zu Eperies ein Blutgericht über die Abgefallenen 
und Verdächtigen, das durch seine grausame Strenge den Namen der 
Fleischbank von Eperies erhielt. Der Reichstag zu Preßburg er- 
klärte zu derselben Zeit die ungarische Königskrone erblich im
	        
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