Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Spanien seit Philipp II. 181 
Spanien konnte ihm während seiner ganzen Regierung (1640—1656) 
nicht viel anhaben. Sein Sohn Alfons VI. (1656—1667), ein ent- 
arteter Mensch, verlor Königin und Königreich an seinen Bruder Pe- 
ter II. (1668—1705, zuerst Regent bis Alfons Tod 1683), der mit 
Holland Frteden schloß, das bereits Rio Janeiro erobert und durch einen 
Aufstand, den die Geistlichkeit leitete, wieder verloren hatte. Peter II. 
hatte jedoch mit Spanien einen schwereren Kampf zu bestehen, und nur 
der Unterstützung der Franzosen und Engländer verdankte er die Siege 
von Almerial und Villaviciosa (1665), durch die Spanlien zum 
Lissaboner Frieden gezwungen wurde, in welchem es 1668 die Un- 
abhängigkeit Portugals anerkannte. 
Karl II., der letzte spanische Babeburger 1 1700. 
Auf Philipp IV. von Spanien folgte sein Sohn Karl II., ein 
Schwächling an Leib und Seele; er regierte von 1665—1700, und 
ihm entriß sein Vetter Ludwig XIV. das spanische Gebiet diesseits der 
Pyrenäen, einen Theil der Niederlande und die Franchekomte. Karl 
war kinderlos und auf sein Absterben hin hatten England, Holland und 
Frankreich bereits einen Vertrag über die Beraubung Spaniens abge- 
schlossen. Das erzürnte den König und er setzte durch ein Testament 
den bayerischen Prinzen Joseph Ferdinand, dessen Mutter die 
Tochter Leopolds I. aus seiner ersten Ehe mit einer spanischen Prinzessin 
war, zum Universalerben ein; aber dieser Prinz starb 1699 und nun 
testierte der König die ganze spanische Monarchie dem Enkel Ludwigs XIV., 
dem Herzog Philipp von Anjou, mit Umgehung des Hauses Habs- 
burg. Ludwig bedachte sich einige Jeit, bevor er das Testament annahm, 
denn er mußte auf einen Krieg mit dem Katser gefaßt sein, der die 
Rechte seines Hauses (er war nicht nur Glied des habsburgischen Manns- 
stammes, sondern auch der Sohn einer spanischen Mutter) nicht so leich- 
ten Kaufes weggeben konnte; England und Holland aber konnten diesem 
Anwachsen der französischen Macht nicht ruhig zusehen, es war also auch 
der Krieg mit diesen Mächten unausbleiblich. Weil aber Ludwig nur 
die Wahl hatte, einen Habsburger oder seinen Enkel auf dem spanischen 
Throne zu sehen, entschloß er sich auf jede Gefahr hin für seinen Enkel 
einzutreten. Dadurch deckte er sich den Rücken für künftige Kriege und 
in dieser Voraussetzung sagte er: des gibt keine Pyrenäden mehr." 
(Seiner Politik ist in unsern Tagen Louis Philipp von Frankreich 
gefolgt, indem er seinen Sohn, den Herzog von Montpensier, mit der 
spanischen Prinzessin Donna Luisa vermählte; die französischen demago- 
gischen Politiker schrieen dies als schmutzige Familienpolltik aus, obwohl 
sie die verbissene Wuth der Engländer hätte überzeugen können, daß 
Louis Philipp einen Meisterstreich geführt hatte.)
	        
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