Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

192 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c. 
diente er seinen Beinamen durch die grausame Strenge, mit welcher er 
die Großen bändigte, Aufstände unterdrückte und besonders in dem un- 
gehorsamen Nowgorod wüthete, dessen Blüte durch ihn für immer ver- 
nichtet wurde. Er erreichte ein stehendes Heer, die Strelitzen (d. h. 
Schützen), durch welche er sich im Innern Gehorsam erzwang, während 
sie in seinen auswärtigen Kriegen den Kern der Heeresmacht bildeten. 
Er bezwang die Chanate Kasan und Astrachan, unterwarf die nogaischen 
Tataren bis an den Terek, einen Theil der donischen Kosaken, die Basch- 
kiren, das sibirische Chanat (am mittleren Irtisch und Obi), bekriegte 
Schweden, Polen und die Schwertbrüder, erlitt manche Niederlage, schloß 
aber dennoch 1582 ohne Nachthell Frieden. Mit seinem Sohne Feo- 
dor I. (Friedrich) erlosch 1598 der männliche Stamm Ruriks und da- 
rauf regierte Feodors Schwager Boris Godunow nicht unrühmlich; 
allein er stand im Verdachte, den Erbprinzen Demetrius beseitigt zu 
haben, und war weder bei den Großen noch bei dem gemeinen Volke 
beliebt. Er dehnte die Leibeigenschaft auch auf die Bauern aus, welche 
bisher freies Zugrecht gehabt hatten und drückte damit den Bauernstand 
auf Jahrhunderte zu Boden. Gegen ihn trat ein Mönch aus Jaroslaw, 
Jakob Otrepiew, der in Polen katholisch geworden war, als Thron- 
prätendent auf, indem er sich für den todtgeglaubten Demetrius ausgab. 
Die Polen unterstützten den Betrüger, der in Rußland solchen Anhang- 
fand, daß Boris 1605 Gift nahm und der Ermönch als russischer Zar 
in Moskau einziehen konnte. Allein er behielt viele Polen um sich, wo- 
durch er das russische Volk und noch mehr die Großen erbitterte, und 
als er vollends die römisch-katholische Kirche begünstigte, machte er sich 
die russische Geistlichkeit zum Todfeinde. Er wurde 1606 in einem Volks- 
aufstand umgebracht; aber nun entzweiten sich die russischen Großen über 
die Zarenwahl, drei falsche Demetrius traten nacheinander auf und ver- 
mehrten die Verwirrung, während die Polen bis Moskau vordrangen 
und die Tataren sich empörten. Eine allgemeine nationale Erhebung 
der Russen nöthigte die Polen und Tataren zwar zum Abzuge aus dem 
innern Rußland, die Polen behielten aber die westlichen Gränzprovinzen 
besetzt; Schweden unterstützte Rußland zuerst, doch fand es Gustav Adolfs 
Vater bei der zunehmenden Unordnung in Rußland vortheilhafter, Ruß- 
land anzugreifen als es zu vertheidigen, überfiel Nowgorod und eroberte 
die Gestade am Ladogasee und der Newa. Gustav Adolfs weitschauender 
Blick erkannte die Wichtigkeit der Positionen an der Newa und dem 
finnischen Meerbusen vollständig und behauptete sie (Ingermanland, 
Karelien) in dem Frieden von Stolbowa (1617). Auf den Gränz- 
stein ließ er die Inschrift setzen: Huc regui fines posuit Gustavus 
Adolfus, re Sueonum; fausto numine duret opus. 
Diese Abtretungen hatte der neugewählte (1613) Zar Michael
	        
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