202 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c.
er die Stadt aufs tapferste vertheidigt hatte, sah er sich doch gezwungen,
(20. Dezember) zur See zu entfliehen, wenn er nicht gefangen werden
wollte; auch die Jusel Rügen ging an die brandenburgischen Truppen
verloren. Der Krieg wurde seitdem, obwohl nicht besonders lebhaft, zur
See geführt und auch da zum Nachtheile Schwedens, während Karl
selbst einige erfolglose Einfälle in Norwegen machte. Von einem Frie-
den, der Schweden seine schönsten Länder gekostet hätte, wollte Karl nichts
wissen, und der holsteinische Baron Görz, als Staatsmam ebenso kühn,
wie Karl als Feldherr, entwarf Plane, deren ungeheure und doch wohl-
berechnete Tragweite den König gewann. Zuerst wurde Frieden und
Bündniß mit dem gefährlichen Zaren eingeleitet. Diesem wollte Karl
Ingermanland und Esthland abtreten, Peter hingegen Karln gegen seine
Feinde unterstützen und Stanislaus Leszinsky wieder zum Könige von
Polen erheben. Karl selbst sollte Norwegen erobern und von dort eine
Erpedition nach Schottland unternehmen, durch welche der Hannovera=
ner Georg vom englischen Throne, den er als Sohn Sophiens, der
Enkelin Jakobs I., durch die prote stantische Successionsakte bestiegen hatte,
zu Gunsten des Eduard Stuart, Jakobs II. Enkel, vertrieben wer-
den sollte. Der spanische Minister, Kardinal Alberoni, ebenso unter-
nehmend wie Görz, war mit diesem Plane einverstanden. Zar Peter
war auf Dänemark erbittert, weil dieses die russische Seemacht mit un-
verhohlenem Aerger betrachtete, und ging auf Görzens Plane vollständig
ein; hatte er ja doch das errungen, was er anfänglich gewollt hatte,
und noch so vieles für sein Reich auf anderer Seite zu schaffen! Schon
waren die Verträge von dem Zaren unterzeichnet, Karl in Norwegen
eingefallen, wo er Friedrichshall bei strenger Winterkälte belagerte,
als er am 11. Dezember (1718) im Laufgraben durch die Schläfe ge-
schossen wurde und augenblicklich todt blieb. Schon damals glaubte man
in Schweden, der König sei durch Mörderhand gefallen, und die neuen
Forsckungen haben jedenfalls dargethan, daß eine Verschwörung gegen
das Leben des Königs bestand. Eine aufgefangene Depesche hatte den
Dänen und ihren Verbündeten Görzens Plane und ihre Gefahr enthüllt;
zu diesen Verbündeten gehörte aber bereits eine beträchtliche Anzahl schwe-
discher Adeliger, welche um jeden Preis den Frieden und die Wieder=
herstellung ihrer alten Vorrechte wollten, die sie von Karl nie zu er-
warten hatten, wenn er nicht gedemüthigt wurde; Karls Bund mit dem
Zaren vernichtete aber ihre Hoffnung. Wie der Mord verabredet und
vollbracht wurde, ist nicht bekannt; der erschossene König hatte im letz-
ten Augenblicke die Hand an den Griff seines Degeus gelegt, in seiner
Tasche fand man ein Gebetbuch und das Bildniß Gustav Adolfs.
(Neuere Untersuchungen sollen erwiesen haben, daß er durch eine aus
der Festung kommende Kugel getödtet wurde.) Er hatte in seinen letz-