Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

210 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c. 
Ueuer Türkenkrieg (1737—1739). 
Mit Rußland verbündet griff Karl VI. die Türken an; aber 
er ahnte nicht, wie sehr sein Heerwesen zerfiel, als Eugen kaum die 
Augen geschlossen hatte. Statt 120,000 Mann zählte das Heer kaum 
40,000, und diese wurden schlecht genährt und gekleidet; viele Ange- 
stellten trieben Unterschleif auf Kosten der armen Soldaten; Marschälle 
und Generale gab es mehr als genug, aber nur wenige verstanden 
etwas vom Kriege. Weil den Türken der Angriff unerwartet kam, konnte 
der kaiserliche Feldherr Seckendorf in Servien vordringen und die 
wichtige Festung Nissa erobern. Aber diese Fortschritte dauerten nur 
kurze Zeit; bald geriethen die Operationen durch Mangel an Lebenemit- 
teln, Ungehorsam und Ungeschicklichkeit der Generale in die vollständigste 
Unordnung, und einer derselben, Dorat, übergab Nissa ohne einen Schuß 
an die Türken. Seckendorf wurde nun zurückgerufen und gefangen ge- 
setzt, dem General Königsegg der Oberbefehl übergeben. Dieser er- 
focht 1738 einen Sieg über die Türken bei Kornia, erhielt aber die 
verlangten Verstärkungen nicht und wurde abberufen. Ihn ersetzte Wal- 
lis, der sich bei Kruzka (7. Juli 1739) von den Türken so schlagen 
ließ, daß er 20,000 Mann einbüßte und hinter Belgrad hinaus reti- 
rierte. Vergebens bot sich General Schmetten zur Vertheidigung Bel- 
grads an, ein Feigling, Sukkow, erhielt den Befehl in der wichtigen 
Festung, Wallis aber Vollmacht zu unterhandeln und im Nothfalle Bel- 
grad herauszugeben. Ein anderer General, Neipperg, wurde als Unter- 
händler von Wien zu den Türken geschickt, ohne daß Wallis davon unter- 
richtet wurde; Neipperg sollte Belgrad nicht herausgeben, wurde aber von 
den Türken als Spion gefangen gesetzt und mit dem Tode bedroht. Da 
vermittelte der französische Gesandte Villenenve dienstfertig den Frieden, 
in welchem die Eroberungen Eugens mit alleiniger Ausnahme des Ba- 
nats wieder herausgegeben wurden; dieser unselige Friede heißt der 
Friede von Belgrad (18. September 1739). Wallis und Neipperg 
wurden kurze Zeit gefangen gesetzt, bekamen jedoch bald ihre Ehren und 
Aemter wieder, Schmettau aber ging später in preußische Dienste. 
Eilftes Kapitel. 
Preußen kommt empor. 
Deutschland hatte durch Eugens und Marlboronghs Siege seine 
Gränze nicht wieder erhalten, und an der unteren Donau litt die blutig 
errungene Waffenehre sogar gegen die Türken neuen Schimpf; doch sollte 
den Deutschen wenigstens der Trost werden, mit eigenen Augen zu
	        
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