Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Der Prätendent. 217 
bis in die Provence vordrangen, und mit allem Nachdrucke in den Nie- 
derlanden fort. Hler befehligte die Franzosen der Marschall Moriz 
von Sachsen, ein natürlicher Sohn des starken Kurfürsten August, 
seinem Vater an Sittenlosigkeit und Körperkraft ähnlich, aber zugleich 
ein ausgezeichneter Feldherr. Er siegte den 12. Mai 1745 bei Fon- 
tenoi, 11. Oktober 1746 bei Raukoux und den 12. Juli des folgen- 
den Jahres bei Lavfelden; in Folge dieser Siege eroberte er bis auf 
Luremburg und Limburg die ganzen österreichischen Niederlande und be- 
drohte Holland. Dieses war wie bei dem Angriffe Ludwigs XIV. in 
die aristokratische und oranische Partei gespalten; die aristokratische hatte 
viele Jahre die Gewalt in Händen gehabt; sie ließ die Statthalterwürde 
unbesetzt, dabei aber das Kriegswesen verkommen und die Barrieren- 
plätze zerfallen. Als nun der Krieg unglücklich verlief und die Fran- 
zosen wieder das Land bedrohten, so erhob sich das Volk gegen die 
Aristokratie und rief den Prinzen Wilhelm von Nassau-Oranien 
zum Generalkapitän und erblichen Statthalter aus, wodurch Holland 
dem Wesen nach eine Monarchie wurde (1747). Da alle Mächte er- 
schöpft waren und Rußland eine Armee an den Rhein zur Unterstützung 
Oesterreichs abschickte, kam der Aachener Friede (Oktober 1748) zu 
Stande. In diesem gab Frankreich alle Eroberungen heraus, aber auch 
die Engländer die ihrigen; Maria Theresia trat an den spanischen Prinzen 
Philipp Parma, Piacenza und Guastalla ab mit dem Vorbehalte des 
Rückfalls, wenn diese Bourbonenlinte erlösche. Maria Theresias Gemahl 
Franz I. wurde nun allgemein als Kaiser anerkannt, aber die ebenso geist- 
reiche als tugendhafte Frau führte eigentlich die Zügel der Regierung, 
während Franz die kaiserliche Hofhaltung ordnete und große Geldgeschäfte 
mit vielem Glücke leitete; übrigens unterstützte er auch Künste und Wissen- 
schaften und war wegen seiner Freundlichkeit bei dem Volke sehr beliebt. 
Der Prätendent (1745 und 1746). 
Das englische Heer unter dem Herzog von Kumberland hatte bald 
nach der Schlacht von Fontenoi den niederländischen Kriegsschauplatz 
verlassen; denn von Frankreich aus drohte der hannöverischen Dynastie 
eine Gefahr, die kaum möglich geschienen hatte. Königin Anna (1702 
bis 1714), Tochter Jakobs II., unter welcher 1707 die Union zwischen 
England und Schottland bewerkstelligt wurde, hätte zwar die Thron- 
folge gerne ihrem verbannten Bruder Jakob Eduard zugewandt, allein 
die damals herrschende Partei der Whigs setzte 1708 eine Parlaments- 
akte durch, gemäß welcher die Krone nach Annas Tod auf das Haus 
Hannover, welches durch Elisabeth von der Pfalz, Tochter Jakobs I., 
von den Stuarts abstammte, übertragen wurde und der Kurfürst Georg 
Lurwig von Hannover als Georg I. 1714 den englischen Thron be-
	        
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