Hubertsburger Friede. Pariser Friede. 225
Tod der russischen Kaiserin (5. Januar 1762); ihr Neffe und Nach-
folger Peter III., Herzog von Holstein-Gottorp, schon lange ein Be-
wunderer und Freund Friedrichs, verließ seine bisherigen Bundesgenos-
sen, gab seine Eroberungen und die Krlegsgefangenen heraus und ließ
das russische Heer zu den Preußen stoßen. Bevor jedoch Friedrich aus
dieser Wendung Nutzen ziehen konnte, wurde Peter III. ermordet; seine
Gemahlin, Mörderin und Nachfolgerin, Katharina II., bekriegte zwar
die Preußen nicht, befahl aber dem General Czernitschef augenblick-
lich mit dem Heere heimzukehren. Diese Nachricht traf ein, als Fried-
rich eben dem Marschall Daun bei Burkersdorf (unfern Schweidntz)
eine Schlacht liefern wollte; er bewog aber den russischen General, daß
er seine Stellung während der Schlacht behielt, ohne selbst zu schlagen,
und dieser wagte seinen Kopf dem Könige zu Liebe. Die Oesterreicher
verloren das Treffen, bald auch die Festung Schweidniz, und da auch
die Franzosen am Rheine nichts ausrichteten und alle Parteien gleich
sehr erschöpft waren, neigten sie sich zum Frieden. Dieser wurde den
21. Februar 1763 auf dem sächsischen Jagdschlosse Hubertsburg unter-
zeichnet; Friedrich behlelt Schlesien und alle seine anderen Besitzungen,
ging also glorreich aus dem Kampfe mit fast ganz Europa hervor. So
wurde Preußen eine angesehene Macht; sein Heer galt als Muster
und sein Volk wurde von einem stolzen Selbstgefühle belebt. Dadurch
änderten sich die deutschen Verhältnisse wesentlich, besonders ging der
letzte Rest eines einheitlichen Bundes verloren; niemand hatte je mit
gleicher Kühnheit und gleichem Glücke dem Kaiser und Reich die Spitze
geboten, und Friedrich that seinerseits alles, um in seinen Landen die
noch von seinem Vater so eifrig gepflegte Anhänglichkeit an den Katser
zu zerstören. War bisher Oesterreich die einzige deutsche Großmacht ge-
wesen, welcher die deutschen kleineren Staaten durch Bündnisse unter
sich und mit dem Auslande Schach geboten hatten, so stellte sich von nun
an eine zweite Großmacht neben Oesterreich, nämlich Preußen, und da-
mit ist jede Aussicht auf eine Einigung Deutschlands beseitigt, denn keine
wird sich je der anderen freiwillig unterordnen, aber Deutschland wird
auch vor jedem Angriffe durch das Ausland gesichert sein, sobald Preußen
und Oesterreich mit einander gehen.
Mit Frankreich und Spanien schloß England den 10. Februar 1763
zu Paris Frieden, in welchem es von Spanien Minorka, in Amerika
Florida, die Inseln Dominika, Tabago, St. Vincent, Granada, von Frank-
reich Kanada und Kap Breton gewann. (Karl III. von Spanien hatte
mit Ludwig XV. den sogenannten bourbonischen Familientraktat (1761)
geschlossen und gerieth in Folge davon mit England und dem mit Eng-
land verbündeten Portugal in Krieg, den er ohne Glück führte.)
Bumiller, Neue Zeit. 6. Aufl. 15