226 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c.
Triedrich II. während des Triedens.
Wegen seiner Siege erhielt Friedrich von Europa den Beinamen
des Großen; man hieß ihn auch vorzugsweise den „König“; er zeigte
aber auch in den Geschäften des Friedens eine ungewöhnliche Thä-
tigkeit und Einsicht. Preußen war durch den langen Krieg schauer-
lich verwüstet worden und es war keine geringe Aufgabe, die Schäden
des Landes zu heilen. Es gelang ihm durch gute Staatswirthschaft,
zweckmäßige Gesetze und Verordnungen. Er handhabte strenge Gerech-
tigkeit, beschützte die ärmsten Unterthanen gegen Bedrückungen und un-
gerechte Urtheile und schirmte jede Religion bei ihrem Rechte. Er baute
neue Dörfer, ließ unangebaute Gegenden urbar machen, grub Kanäle,
ermunterte und unterstützte Gewerbe und Handel und zog fleißige Aus-
länder nach Preußen; den Anbau der Kartoffeln befahl er seinen Bauern
bei Strafe, denn was er für gut und ausführbar fand, mußte geschehen,
darauf bestand er rücksichtslos; von ihm ist das System des „erleuchteten
Despotismus“ am besten durchgeführt worden.
Aber Friedrich, „Deutschlands größter Sohn“, welchem sein Volk
so treu blieb in dem furchtbaren Glückswechsel des siebenjährigen Krie-
ges, war kein deutscher Fürst wie sein Vater, sondern verachtete sein
Volk beinahe und liebte besonders die Franzosen. Er umgab sich mit
französischen. Gelehrten, sprach, schrieb und dichtete französisch, deutsch
dagegen sprach und schrieb er sehr fehlerhaft. Freilich war die deutsche
Literatur damals in einem sehr traurigen Zustande, aber Friedrich be-
merkte nicht einmal die herrlichen Anfänge einer neuen Epoche, als Les-
sing, Winckelmann, Göthe u. a. bereits auftraten. Ebenso ver-
achtete Friedrich den frommen Glauben seines Volkes, und alle Fran-
zosen, welche die Religion verspotteten, fanden bei ihm Zuflucht und
Geldunterstützung; so berief er auch Voltaire, der mit dem Gifte sei-
nes Witzes gegen das Heiligste sprühte. Friedrich selbst verhöhnte in
seinen Schriften die hetligsten Lehren des Christenthums und scheute sich
nicht, sogar Blasphemieen gegen die Person des Erlösers unter das Volk
zu bringen. Dem Beispiele des Königs ahmten nur zu viele Vornehme
nach und es wurde auch bei uns Mode, über die Religion und Kirche
zu spotten. Insofern war sein Einfluß sehr schädlich; noch verderblicher
aber war sein Antheil an der Beraubung des unglücklichen Polen, zu-
mal er diese politische Unthat so leicht hätte verhindern können.