12 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
Unternehmen, welches dem schwäbischen Ritterbunde der Schlegler gegen
den Grafen Eberhard von Wirtenberg, den Sieger von Döffingen, miß-
lungen war. Sickingen bot sich 1521 dem jungen Kaiser gegen die
Fürsten an, ebenso dem Bruder des Kaisers, Ferdinand, und beide waren
im Verdachte bei den Fürsten, daß sie den Rittern nicht ganz abgesagt
hätten. Was hätte aber der Kaiser wohl mit den Rittern gewinnen
können? Sickingens Macht bestand in den angeworbenen Landsknechten,
und die konnte der Kaiser für Geld auch ohne Sickingen haben. Zudem
durfte er nicht erwarten, daß er an den Rittern gehorsame Reichsstände
finden würde; denn diese hätten wohl die Fürstenmacht gerne gestürzt
und das Kirchengut an sich gerissen, aber gewiß nicht darum, um Für-
stendienst mit dem Kaiserdienste zu vertauschen. Auch war die Ritter-
schaft bei dem Volke nichts weniger als beliebt; die Bauern zeigten bald
darauf, für was sie die Schlösser ansahen, und wie die Städte mit dem
Adel standen, ist eine bekannte Sache. Sickingen erhielt von seinen Stan-
desgenossen allerseits her die glänzendsten Zusagen, auch schweizerische
Hauptleute wollten sich mit Reisläufern einfinden; als er aber losschlug,
fand er sich vereinzelt. Ihm schien der Augenblick günstig; der Kaiser
war nicht im Lande, dessen Bruder Ferdinand durch die Türken beschäf-
tigt, das ganze Reich in Gährung, die Geistlichkeit, besonders die fürst-
liche, war die Zielscheibe des Hasses und Spottes, und außerdem rech-
neten die Ritter auf Bauernaufstände in den Gebieten der Fürsten, ihrer
Feinde. Mit 12,000 Landsknechten, ansehnlicher Reiterei und starkem
Geschütze griff daher Sickingen (September 1522) plötzlich den Kurfür-
sten von Trier an, indem er hoffte, über den „Pfaffen“ am schnellsten
Meister zu werden. Aber die Stadt Trier schlug seine Stürme ab; die
benachbarten Fürsten, der von der Pfalz und der von Hessen, rückten
schnell ihrem bedrohten Mitfürsten zu Hilfe, obwohl er ein geistlicher
war. Sickingen zog sich auf seine Burgen zurück und schloß sich in Land-
stuhl ein. In dieser Feste wurde er mit Macht umlagert; die 14 Fuß
dicke Mauer wurde durch eine furchtbare Kanonade zusammengeschossen.
Als sich der kranke Sickingen auf einem Lehnstuhle zu der Bresche tra-
gen ließ, erhielt er eine tödtliche Wunde; seine Soldaten übergaben nun
die Burg, und der Ritter starb (7. Mai 1523) in der Gewalt der Für-
sten, welche darauf den Trotz des Adels vollends brachen. Sickingens
Freund, der unruhige Ulrich von Hutten, fand sein Grab im August als
Flüchtling auf der Insel Ufnau im Zürichsee.
Der Bauernkrieg (1524—15326).
Die zwölf Artikel.
Kaum war dieser ritterschaftliche Aufstand niedergeschlagen, so er-
hoben die Bauern einen noch viel gefährlicheren. Daß die Bauern in