232 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 2c.
kunst und der entsetzlichen Taktik der russischen Generale. Romjanzow
siegte in zwei großen Schlachten und eroberte bis auf wenige Festungen
die Moldau und Walachei. Bender nahm Graf Panin durch einen
nächtlichen Sturm; Tausende der Stürmenden waren gefallen und füll-
ten mit ihren Leichen die Festungsgräben, aber über sie weg drangen
ihre Kameraden in die Festung, wo sie alles niedermachten und die
Stadt in einen Schutthaufen verwandelten. Die Kaiserin schickte unter
Alerei Orlow durch die Meerenge von Glbraltar eine Flotte in das
ägeische Meer und ließ die Griechen zur Freiheit aufrufen. Bei Skio
wurde die türkische Flotte angegriffen und geschlagen und am 16. Juli
1770 in der Bai von Tschesme verbrannt. Die Türken wurden da-
durch 1774 zum Frieden von Kutschuk Kainardsche gezwungen, in
welchem sie die Schutzherrlichkeit Rußlands über die Moldau und Wala-
chei sowie dessen Garantie für die Rechte der dem Sultan unterworfenen
griechischen Glaubensgenossen anerkennen, das Land zwischen dem Dniepr
und Bug abtreten, die Krim und die Tataren unabhängig erklären und
den Russen freie Durchfahrt durch die Dardanellen sowie große Handels-
vortheile zugestehen mußten. Die aufgestandenen Griechen gab Rußland
preis, und die Ruhe wurde von den Türken in der Art hergestellt, daß
einzelne Landstriche, 9. B. Morea, fast ganz entvölkert wurden; albane-
sische Einwanderer siedelten sich in dem öden Lande an. Den Khan der
Tataren bewog der übermüthige und gewissenlose Potemkin, der viel-
jährige Günstling Katharinas, zur freiwilligen Unterwerfung unter Ruß-
land. Potemkin behielt aber den ausbedungenen Jahresgehalt des Khans
für sich und als die Tataren sich nicht unterwerfen wollten, zwang sie ein
russisches Heer unter Potemkin durch gräßliche Metzeleien zur Ruhe; die
Krin erhielt den alten Namen „Taurien“, Potemkin aber den Beinamen des
„Tauriers“. Diese Triumphe über die Türken wurden in Europa mit kurz-
sichtigem Jubel gefeiert; man betrachtete jeden Sieg der Russen als einen
Sieg der christlichen Civilisation über türkische Barbarei und bedachte nicht,
daß im besten Falle eine Barbarei durch die andere verdrängt und statt des
rohen orientalischen Despotismus nur ein anderer, der noch drückendere
militärische, die unterworfenen und entvölkerten Länder in Besitz nahm.
Der schwedische Krieg (1788—1790).
Schweden von 1720 bie 1771. Gustavr III. (1771—1792).
Nach der Ermordung Karls XlII. benutzte die Adelspartei in Schwe-
den ihre wieder gewonnene Herrschaft zum eigenen Vortheile und zur
Schmach des Landes. Ste theilte sich bald in zwei Parteienz die eine,
mit dem Grafen Gyllenborg an der Spitze, hieß die Partei der „Hüte“
und verkaufte sich an Frankreich, die andere, unter dem Grafen Horn,