Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Der Bauernkrieg. Die zwoͤlf Artikel. 15 
nach Laut des Wortes Gottes.“ 7) Der Bauer soll dem Herrn durch 
keine Willkür, sondern durch einen freien festen Vertrag verpflichtet sein. 
8) Der Zins von den Lehengütern soll ermäßigt werden, damit der 
Bauer nicht bloß für seinen Herrn arbeite, sondern auch etwas von der 
Frucht seiner Arbeit genieße. 9) Das Recht soll nach einem freien, 
alten Gesetz, nicht nach neuen Satzungen und Willkür gehandhabt wer- 
den. 10) Wer mit Unrecht gemeines Gut an sich gebracht, der soll es 
dem gemeinen Wesen zurückgeben. 11) Der Todfall soll ganz abgeschafft 
sein, damit Wittwen und Waisen nicht um das Ihrige gebracht werden. 
12) Diese Artikel soll man annehmen oder aus der Bibel widerlegen. 
Zu Richtern wollten die Bauern nehmen: Luther, Melanchthon, 
Strauß zu Eisenach, Osiander zu Nürnberg, Billikan zu Nördlingen, Zell 
zu Straßburg, Sam von Ulm, die Prädikanten zu Hall, Augsburg, 
Reutlingen, Lindau, Kempten, ferner Zwingli in Zürich, Erzherzog 
Ferdinand und Friedrich von Sachsen; man sieht, wem sie das meiste 
Zutrauen schenkten und wie die Reichsstädte die Hauptherde der Re- 
formation waren. Indessen war keine Rede davon, daß alle Bauern 
mit den zwölf Artikeln zufrieden gewesen wären; obwohl man hinein- 
legen konnte, was man wollte, waren sie vielen zu gemäßigt und dle 
Bauern in Stühlingen stellten 16 viel schärfere auf. Nachdem sich ein- 
zelne Haufen bald da bald dort zusammengerottet hatten, empörten sich 
plötzlich alle Bauern im Schwarzwalde, in Oberschwaben, am 
Neckar, Oberrhein, im Elsaß, Würzburgischen bis nach Thü- 
ringen, und die Salzburger und Tyroler folgten nach, obwohl 
mit weniger Wildheit zugreifend. Bei ihnen befanden sich eine Menge 
entlaufener Mönche und „armer Pfaffen“, auch einzelne Ritter traten 
zu ihnen über, wie Florian Geier und Götz von Berlichingen 
mit der eisernen Hand, der eine sehr zweideutige Rolle spielte; die 
eigentlichen Anführer aber waren Wirthe, Metzger und Bauern, z. B. 
G. Metzler, Hippler, Salb, Jäcklin Rohrbach, Bermeter, 
Lorenz Schmid, Wirth, Geißmeler, Hartlieb u. s. w. Im 
Frühling 1524 verließen die Bauern Hütte und Pflug und sammelten 
sich zu großen Heerhaufen, die sich vom Main und der Saale bis an 
den Bodensee und Rhein herumtrieben, Schlösser und Klöster ausplün- 
derten und verbrannten, zechten und den Raub theilten, oder mit den ge- 
fangenen Edelleuten mörderische Kurzweil trieben, z. B. den Grafen von 
Helfenstein am Ostertage mit 70 Adeligen zu Weinsberg durch die 
Spieße jagten. Auf einem Tage zu Heilbronn dachten die Häupter 
an die Umgestaltung des Reichs, den Sturz der geistlichen und 
weltlichen Fürsten und an die Herstellung der kaiserlichen 
Herrschaft, an der es für Deutschland genüge u. s. w.; allein die 
Bauern gehorchten ihnen so wenig als den adeligen Ueberläufern, und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.