262 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XIV. 1c.
Scharffinn als Ausdauer untersuchten, z. B. Scheuchzer, Werner,
Havy, Saussure u. a. Die Scheidekunst (Chemie) war früher Al-
chemle; die Scheidekünstler suchten aus unedlen Metallen Gold zu ma-
chen, oder mühten sich ab, ein Lebenselirir, einen Trank der Unsterblich-
keit zu bereiten. Mit Stahl, Priestley u. a. begann das bisherige
Treiben sich zur Wissenschaft umzugestalten; besonders förderte sie der
Franzose Lavoister am Ende dieses Zeitraumes, indem er Luft und
Wasser, die man sonst für einfache Körper oder Elemente gehalten hatte,
iä ihre Bestandtheile zerlegte. Benjamin Franklin, der Nordameri-
kaner, beobachtete zuerst die Erscheinungen der Elektricität mit vieljähri-
ger Aufmerksamkeit und erfand 1747 den Blitzableiter. Durch die Na-
turforscher gewann auch die Medizin eine andere Gestalt; sie warf vielen
Wust bei Seite und strebte nach wissenschaftlicher Begründung (Kuh-
pockenimpfung durch den englischen Arzt Ed. Jenner; Fieberrinde aus
Peru). Die Ergebnisse der Naturkunde und Medizin bewirkten zur
Sicherung des menschlichen Lebens mehr, als man in der Regel auch
nur ahnt; Wohnung, Nahrung und Lebensweise verspürten ihren Ein-
fluß, und es ist nachgewiesen, daß die Mehrzahl der Menschen ange-
nehmer und länger lebt als vor alter Zeit, ungeachtet neue Genüsse,
z. B. Tabak, Branntwein, Kaffee, chinesischer Thee, aufkamen und auch
neue Krankheiten das Heer der alten vermehrten.
Die neue Philosophic.
Durch die Reformation entzog sich die Philosophie der kirchlichen
Obhut; zwar wollten die reformierten Geistlichen der freien Forschung
durch ihre Bekenntnißschriften bestimmte Schranken anweisen, aber sie
konnten es nicht mit Erfolg thun; denn wie sollten sie Gehorsam ge-
gen ihr Glaubenssystem finden, da doch sie selbst der allgemeinen Kirche
den Gehorsam gekündigt und für sich freie Forschung erobert hatten?
Die nothwendigen Folgen dieser Freiheit offenbarten sich zuerst in den
verschiedenen Sekten, so lange sich die freie Forschung auf die Bibel
bezog und aus ihr die Normen des Glaubens zu finden versuchte; aber
bald traten Männer auf, welche sich noch freier hinstellten und unab-
hängig von Bibel, Konfession und Sekte über die höchsten Angelegen-
heiten und Fragen des menschlichen Geistes: Gott, Unsterblichkeit, mensch-
liche Bestimmung, Materie und Geist u. s. w. einzig und allein ihre
Vernunft beriethen, und durch Schlußfolgerungen sich Einsicht in das
Wesen, die Bestimmung und den Grund alles Daseins zu erringen
strebten. Damit kehrte man eigentlich zum klassischen Heidenthum zu-
rück, denn auf demselben Standpunkte hatten ja auch die Eleaten, Aka-
demiker, Peripatetiker u. s. w. die Wahrheit gesucht. Die Kirche hat
die freie Forschung, die Philosophie, nie gehindert, wir haben ja im