Aufhebung des Jesuitenordens. 273
wurden wieder zu Barbaren der Wälder. So hatte der aufgeklärte
Staatsmann Pombal den Jesuiten in Amerika eine Niederlage beige-
bracht Cndianer zählten bei den Philosophen nicht), und endlich durfte
er etz auch am Tajo wagen, dem verhaßten Orden an das Leben zu
gehen. In der Nacht vom 3. bis 4. September 1758 soll ein Mord-
versuch auf den König Joseph Emmanuel stattgefunden haben; nach
Schlosser wurde bei einem galanten Abenteuer auf den König geschos-
sen. Nun mußten die Aristokratie und der Jesuitenorden, die Pombal
gleich stark haßte, dafür eintreten. Eine große Verschwörung gegen das
Leben des Königs sei von dem hohen Adel und den Jesuiten angelegt,
sagte Pombal seinem Herrn, einstweilen aber müsse man die Uebelthäter
sicher machen und alles auf das genaueste erforschen. Dies scheint treff-
lich gelungen zu sein, denn die Verschwörer fühlten sich alle so sicher
(wie es sonst noch nie vorgekommen ist; zudem kannten sie Pombals
Haß und Kühnheit), daß sie der Minister in der Hochzeitnacht seiner
Tochter, wozu er den hohen Adel geladen hatte, und am darauf folgen-
den Tag, den 13. Dezember, nach Belieben verhaften konnte. Die vor-
nehmsten waren der Herzog von Aveyro, der Marchese von Tavora, der
Jesuite Malagrida. Zu Gerichte saßen Pombal und ein Mitglied des
höchsten Gerichtshofesz am 13. Januar wurden der Herzog von Aveyro
und der Marchese von Tavora als Häupter der Verschwörung gerädert,
die Söhne und der Schwiegersohn des Herzogs erdrosselt, die Gemahlin
des Marchese aber enthauptet. Der Pater Malagrida, ein schwachsinni-
ger Mann, den man so lange quälte, bis er nahezu oder ganz verrückt
war, und den man daher alles sagen lassen konnte, was man wünschte,
ließ sich doch nicht als Verschwörer qualificieren, und wurde durch das
Inquisitionsgericht, welchem Pombal in seinem Bruder vorher einen neuen
Präsidenten gegeben hatte, als Ketzer verbrannt. Der Marchese von
Tavora hatte zuerst ein Geständniß gegen die Jesulten gemacht, es aber
dann entschieden und schriftlich widerrufen; dennoch ließ Pombal mehrere
verhaften und in den Gefängnissen hinrichten. Zuletzt wurden alle Je-
sulten in ihre Ordenshäuser zusammenberufen und ihnen das königliche
Dekret vorgelesen, durch welches sie wegen ihres Gelübdes des blinden
Gehorsams und der genauen Uebereinstimmung ihres Benehmens und
ihrer Ansichten als des Mordversuches gegen den König schuldig erklärt
und aus allen Ländern der Monarchie vertrieben wurden; mehrere 100
wurden eingekerkert, 122 wurden nach Rom eingeschifft „als ein Ge-
schenk für den hl. Petrus“, erklärte Pombal. Hätte wirklich eine Ver-
schwörung des Adels und der Jesuiten bestanden, so hätten diese den
Pombal weggeräumt, was leichter war und eher zum Ziele führte, als
der Mord des schwachen, von ihm belogenen und geleiteten Königs!
Der Mordversuch gegen den König von Portugal galt ven Jesulten=
Bumiller, Neue Zeit. 6. Aufl.