Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Der Bauernkrieg. Die zwoͤlf Artikel. 17 
Ingolstadt, Königshofen, Würzburg; der Herzog Anton von 
Lothringen vernichtete die rebellischen elsässischen Bauern; wo man 
die Bauern traf, wurden sie wie wilde Thiere gejagt und niederge- 
metzelt. Luther ermunterte die Fürsten in seiner Schrift „wider die 
mordischen und raubischen Rotten der Bauern“ zu solchem Verfahren; 
„man solle die Bauern zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und 
öffentlich, wer da kann, und bedenken, daß nichts giftigeres, schäd- 
licheres und teuflischeres sein mag als ein aufrührerischer Mensch; 
er glaube, daß kein Teufel mehr in der Hölle, sondern alle in die 
Bauern gefahren seien; ein Fürst könne jetzt den Himmel mit Blut- 
vergießen besser verdienen, denn andere mit Beten“ u. s. w. Diese 
Kreuzzugspredigt eigener Art nahm man ihm um so übler auf, weil er 
gerade zu derselben Zeit eine aus dem Kloster entwichene Nonne, Ka- 
tharina von Bora, heirathete. Auch nach dem Kriege dauerten Rache 
und Strafe fort; der Markgraf Kasimir von Brandenburg, der den 
fränkischen Bauernaufstand geschürt hatte, ließ nach der Schlacht von 
Königshofen 47 Bürgern von Kitzingen die Augen ausstechen, vielen die 
Finger abhauen; der Profos des schwäbischen Bundes, Peter Aichelin, 
knüpfte bis Ende 1526 nicht weniger als 1200 Personen auf, im gan- 
zen Bundesgebiet wurden 10,000 Menschen hingerichtet, und der Pro- 
fos erhielt ein Verzeichniß von denjenigen, die übergangen waren. Der 
Landgraf Philipp von Hessen, der eifrigste Anhänger Luthers, ließ 
gefangene Bauern in seinen Zwingern verhungern, und er und seine 
Gefinnungsgenossen schärften den Predigern ein, „auf den Kanzeln wohl 
zu lehren, daß die christliche Freiheit ein innerliches und kein äußerliches 
Ding sei, und mit Rent, Zins, Steuer, Gilt und Dienst und dergleichen 
äußerlichen Bürden und Beschwerden, wie es der Unterthan nenne, nichts 
zu schaffen habe“. Diesen Herren war aber die christliche Freiheit doch 
etwas sehr äußerliches, denn sie griffen immer hastiger nach den Gütern 
der Stifte, und Luther konnte nicht aufhören, sie dazu zu ermuntern; 
mit dem Siege über die Bauern war die letzte Furcht verschwunden, 
denn um den abwesenden Kaiser kümmerten sie sich nicht und eben 
so wenig um das Reichsregiment. Indessen waren die Fürsten selbst 
während des Bauernkriegs nicht einig; Kasimir von Branden- 
burg schürte, wie oben gesagt, bei den fränkischen Bauern, der ver- 
triebene und verzweifelte Herzog Ulrich von Wirtenberg wollte 
durch die Bauern wieder in den Besitz seines Landes kommen. Er 
batte 1519 die Reichsstadt Reutlingen weggenommen; dafür ver- 
trieb ihn der schwäbische Bund, und wiederholte es, als Ulrich 
mit Hilfe von dienstlosen Landsknechten zurückgekehrt war, und Oester- 
reich erhielt das Herzogthum von dem Bunde gegen Ersatz der Kriegs- 
kosten (220,000 Gulden), obwohl Ulrich einen Sohn hatte. Der 
Bumaller, Neue Zeit. 6. Aufl. 2
	        
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