Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Unzufriedenheit und Aufstand der Kolonisten. 281 
lassen, und wenn den Kolonieen thr Recht nicht würde, den Verkehr 
mit England abzubrechen; zugleich erließen sie eine Erklärung an den 
König und das englische Volk, auch an Kanada, worin sie nachzuwelsen 
sachten, daß sie nur ihre alten wohlerworbenen Rechte gegen die Eingriffe 
des Parlaments und der Regierung wahren wollten. Als Antwort 
wurde Massachusetts in Aufruhrstand erklärt und die Einfuhr von Waf- 
fen und Munition in die Kolonieen untersagt. Die Amerikaner verstärk- 
ten jetzt ihre Milizen, nahmen englische Kriegsvorräthe weg und legten 
in Konkord Waffenvorräthe an. Der Befehlshaber in Boston rückte mit 
der Besatzung aus und nahm Konkord, aber bei dem Hin= und Hermarsche 
wurde auf ihn bei Lerington gefeuert (19. April 1775), und am 16. Juni 
kam es zu der sogenannten Schlacht von Bunkershill, in welcher die 
englischen Truppen die feindlichen Stellungen nahmen, aber durch die 
amerikanischen Scharfschützen sehr viele Leute verloren. Die Engländer 
hatten keine zureichende Truppenmacht und ihre meisten Befehlshaber 
(Gage, Howe, Klinton, Bourgoyne) waren unfähige Leute, so daß die 
Amerikaner den Aufstand täglich besser organifieren konnten. Von Europa 
aus, namentlich von Frankreich, erhlelten sie Aufmunterungen und Zusagen, 
und den 4. Juli 1776 erklärte der Generalkongreß die Unabhängig- 
keit der amerikanischen Kolonieen von England. Dem Georg 
Washington, einem Pflanzer aus Virginien, wurde der Oberbefehl 
des Heeres übergeben, Benjamin Franklin aber, Buchdrucker, Post- 
meister, Naturforscher und Kongreßmitglied, wurde nach Europa geschickt, 
damit er um Hilfe gegen England werbe. Derselbe fand in Paris be- 
geisterte Aufnahme; denn er ging in Landestracht und trug die eigenen 
ungepuderten Haare; sein offenes, gerades Auftreten, das er mit ameri- 
kanischer Schlauheit zu verbinden wußte, sein philosophlsches und repu- 
blikanisches Wesen entzückte nicht bloß die Enthusiasten aus Rousseaus 
Schule, sondern wie ein neues Schauspiel auch die vornehme Welt. Bun- 
desgenessen fand übrigens Benjamin Franklin in keiner Regierung, nur 
begeisterte Männer, wie Lafayette und Rochambeau, beide vom 
Adel; die Gebrüder Lameth, die deutschen Baronen von Steuben, von 
Kalb, die Polen Kosciusko und Pulawski gingen nach Amerika, 
um unter dem Banner der neuen Republik zu fechten. Aber auch die Eng- 
länder hatten sich mit Nachdruck gerüstet; ihr Heer bestand größtentheils 
aus Deutschen, welche von ihren Fürsten an England verhandelt waren: 
Hannoveranem, 12,000 Hessen, Braunschweigern, Anspachern, und was 
das kleine Lippe und Waldeck lieferten. General Howe nahm New-York 
und besetzte elnen großen Landstrich, der Einfall der Nordamerikaner nach 
Kanada wurde zurückgeschlagen und es zeigte sich, daß sich die Milizen 
auch bei großer Uebermacht gegen geregeltes Milltär nicht halten konnten. 
Dagegen führte Washington den kleinen Krieg mit größerem Vor-
	        
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