Die gesetzgebende Versammlung. 295
Viertes Kapitel.
Die gesetzgebende Versamulung (I. Okt. 1791 bis 20. Sept. 1792).
(20. April) Rriegserklärung gegen Desterreich, (25. Juli) Manisest des Verzoge
von Praunschweig; der 10. August und der 2. September in Parie.
Die neue Versammlung hieß die gesetzgebende, weil sie durch ein
neues Gesetzbuch die alten noch giltigen, aber nicht gehaltenen Gesetze
gründlich beseitigen sollte. Die konstituterende Versammlung hatte in
ihrer Laune gegen allen artstokratischen Schein zum Schlusse noch ver-
ordnet, daß keines ihrer Mitglieder in die gesetzgebende gewählt werden
dürfe, daher bestand diese aus lauter neugewählten, meist jungen Män-
nern. Sie schied sich in drei Parteien: 1. die Königlichgesinnten,
2. die Girondisten (so genannt, weil das Departement der Gironde
die ausgezeichnetsten Mitglieder geliefert hatte); sie waren Republikaner
der milderen Sorte, sogenannte Doktrinärs, ganz geeignet, den Rest der
königlichen Gewalt zu vernichten, ohne die 3. Partei, die Bergmän-
ner, (so genannt, weil sie in dem Saale die oberen Sitze auf der lin-
ken Seite einnahmen), auf ihrem Wege aufhalten zu können. Die
Bergmänner hatten in der Versammlung nicht die Mehrzahl; aber sie
stützten sich auf die Jakobiner, auf die Pickenmänner der Vorstädte und
auf den Herzog von Orleans, welcher seit 1789 den Unruhestiftern
das Geld hergab, mit welchem sie Pöbelrotten für Tumulte, Aufstände,
Morktthaten mietheten; der eben so feige als schlechte Prinz wollte sich
auf diesem Wege an der königlichen Familie rächen und zur Herrschaft
über die Nation, wenn sie revolutionsmüde gew orden sei, vorschreiten.
Die Häupter der Bergpartei waren Danton, Kamille Desmou-
lins, Robespierre und Marat; sie wollten durch Aufruhr und
Blut eine Republik schaffen und diese beherrschen. Vielleicht wären die
Plane dieser Blutmänner und ihrer glatten Handlanger, der Girondisten,
dennoch gescheitert, wenn der König sich Männern wie Barnave und
Lafayette anvertraut hätte, jedenfalls wäre er nicht wehrlos unter-
gegangen. Sein Unglück vollendeten aber die Ausgewanderten, darunter
seine Brüder Ludwig und Karl, der Prinz von Kondé, die vornehmsten
Adeligen und Geistlichen. Die Ausgewanderten hielten sich in Turin,
in den Städten der Schweiz, zu Konstanz, Worms, Speyer und Koblenz
auf und ärgerten dort vielfach durch Sittenlosigkelt und lästerliche Ver-
schwendung. Diese Herren bestürmten die deutschen Fürsten, der Revolu-
tion ein Ende zu machen; die Revolution, erklärten sie, habe ihren Halt
nur in dem Pariser Pöbel und in der Schwäche des Königs, die Mehr-
heit der Nation wünsche den alten Zustand der Dinge zurück; es haudle