Krieg mit Oesterreich, Preußen, dem deutschen Reiche, Spanien 2c. 301
men unter 727 über Ludwig XIV. ausgesprochen. Man gönnte ihm
drei Tage zum Abschiede von seiner Familie und zur Vorbereitung für
die andere Welt. Am 21. Januar 5 Uhr morgens empfing Ludwig
das heilige Abendmahl, übergab seinem Kammerdiener Kléry seine letzten
Aufträge, zwei Ringe und einige Haare. Bald wirbelten Trommeln,
man hörte das Rasseln auffahrender Kanonen, es erschien der rohe San-
terre, der Kommandant der Pariser Nationalgarde. Da überreichte der
König einem Stadtbeamten seinen letzten Willen und sagte mit fester
Stimme: gehen wir! 40,000 Mann Bewaffnete besetzten in doppelten
Reihen die Straßen; Paris war finster und still. Festen Schrittes er-
stieg der König das Blutgerüste und empfing knieend den Segen des
Priesters; nur widerstrebend ließ er sich die Hände binden, wandte sich
dann lebhaft auf die linke Seite des Schafots und sprach: „ich sterbe
unschuldig; ich verzeihe meinen Feinden, und du unglückliches Volk“ —
da ließ Santerre die Trommel rühren; drei Henker ergriffen den König
und 10 Minuten nach 10 Uhr fiel sein Haupt durch das Beil der
Guillotine. Der entmenschte Pöbel jauchzte; das unschuldige Blut kam
aber über die Mörder und ganz Frankreich und ist noch nicht gefühnt,
weil das Verbrechen nicht bereut, sondern wie der Akt eines Dramas
auf der Bühne beurtheilt wird.
Die Schreckenszeit (1793 bis 27. Juli 1794).
Krieg mit Desterreich, Preußen, dem deutschen Reiche, Spanien, England, Holland,
Ueapel, Portugal, dem Hapfste.
Weil der Nationalkonvent (19. November 1792) der ganzen Welt
Freiheit und Gleichheit zu bringen feierlich gelobt und ewigen Haß aller
Monarchie geschworen hatte, so vereinigten sich gegen ihn die meisten
Monarchieen in Europa; nur Dänemark, Schweden und die Türkei
blieben zurück, sowie Rußland, welches während des Gewitters im
Westen die Gelegenheit ersah, im Osten zu ärnten. Der Konvent er-
wartete keine Kriegserklärung, sondern kam jeder zuvor. Nach den Er-
folgen des vorigen Jahres waren die Franzosen der besten Hoffnung
und wirklich drang Dumourlez mit Glück in Holland vor. Die Oester-
reicher überfielen aber ein französisches Korps bei Aldenhofen, wo der
junge Erzherzog Karl sich zum erstenmale auszeichnete, und schlugen
hierauf Dumouriez selbst bei Neerwinden (18. März). Dieser Feld-
herr trat mit den Oesterreichern in Unterhandlung und wollte den Kon-
vent stürzen; derselbe hatte den Sieger von Jemappes schon längst im
Verdachte und hätte ihn weggeräumt, wenn er nicht als der einzige
Feldherr, der ein Heer zu leiten verstand, unentbehrlich geschienen hätte.
Er beaufsichtigte ihn aber durch Deputierte und als er an der feind-
seligen Absicht des Generals nicht mehr zweifeln konnte, wollte er den-