302 Zeitalter der Revolution.
selben durch eine eigene Deputation verhaften. Dumouriez setzte dieselbe
jedoch fest und lieferte sie den Osterreichern aus; das Heer selbst aber
konnte er nicht zum Abfalle verleiten und so machte er (4. April) „einen
Galopp zu den Oesterreichern“; ihn begleitete der junge Egalité (Gleich-
heit, Sohn des Herzogs von Orleaus, später König Louls Philippe).
Die Oesterreicher unter dem Herzog von Koburg drangen in Frank-
reich ein, schlugen unter dem Feldzeugmeister Klairfait das französische
Heer in den Verschanzungen von Famars, eroberten Kondé, Quesnoi,
und das starke Valenciennes. Auf der andern Seite nahmen die Preußen
Frankfurt, schlugen die Franzosen bei Höchst und belagerten Mainz.
Die 15,000 Mann starke Besatzung vertheidigte die deutsche Festung
aufs tapferste und erhielt freien Abzug (22. Juli 1793); die Preußen
gingen nun wieder über den Rhein und schlugen den General Moreau
bei Pirmasens, während der österreichische General Wurmser, ein
geborner Elsässer und guter Deutscher, tief in die Vogesen eindrang.
Zugleich erhob sich die Vendee, die Provinz an der untern Loire
(zwischen Loire und Charente). Die Republik schien verloren.
Das Revolutionsgericht; der Wohlfahrtsausschuß; die wandernde Guillotine.
Vernichtung der Gironde.
Die Bergpartei verzagte aber nicht und bemächtigte sich bei der
mit jedem Tag steigenden Gefahr der Republik zuerst der Gewalt voll-
ständig, um alsdann die ganze Wuth der Nation gegen das Ausland
zu kehren. Ihr einfaches Mittel war dies: während Marat durch sein
Mordgeheul die bessern Klassen schaudern machte und den Pöbel zum
Blutvergießen einlud, wurde ein Antrag in dem Konvente vorgelegt im
Sinne der Bergparteij; dieser scheiterte an der girondistischen Mehrzahl, aber
dann erschien plötzlich eine bewaffnete Pöbelmacht vor dem Konvente und
verlangte durch einige Sprecher dasselbe, was die Bergmänner beantragt
hatten. „Das Volk will“, war die Formel dieser Wünsche an den Kon-
vent, und vor den drohenden Picken sank der Widerstand der Girondisten.
So erzwang die Bergpartei (10. März) ein Revolutionsgericht, das
die Verräther richten sollte und auch bald ganze Schaaren sogenannter
Verräther unter die Guillotine lieferte; andere solcher Gerichte wurden
in den größeren Städten niedergesetzt und eiferten dem Pariser nach;
bewaffnete Haufen durchzogen das Land und mit ihnen wanderte die
Guillotine. Durch den Konvent wurde ein Wohlfahrtsausschuß
(25. März) errichtet, versehen mit der unbeschränkten Vollmacht zu
geheimen Berathungen, Bevollmächtigungen, betraut mit der Aussicht
über die Minister u. s. w., ein allmächtiges Kollegium, das von jetzt
an Frankreich beherrschte, indem der Sicherheitsausschuß, welcher
für die allgemeine Vertheldigung sorgen sollte, die erekutive Gewalt