Das Revolutionsgericht. Der Wohlfahrtsausschuß rc. 303
inne hatte und eine Staatsinquisition ausübte, mit dem Wohlfahrtsaus-
schusse eng verbunden war.
Danton und Robesplerre wollten die Herrschaft des Schreckens
vollständig und dadurch die Einigkeit im Konvente herstellen, darum vernich-
teten sie die Gironde. Diese Partei, welche die Republik mit Dekreten schaffen
wollte und des Glaubens gelebt hatte, die unterste Volksmasse sei edel
und gut, die Morde in Versailles und Paris daher nur für Ausbrüche
der blinden Leidenschaft hielt und sie auf Rechnung der unverbesserlichen
Arstokraten schrieb, hatte zum Sturze und Morde des Königs eigentlich
am meisten beigetragen; denn durch ihre schöne Reden führte sie die
bessere Bürgerschaft, die einem Danton, Marat, Robespierre, St. Just,
Chaumette, Lebas, Kouthon und wie die Ungeheuer alle heißen, nie ge-
folgt wäre, immer weiter in die Bewegung für die Republik hinein,
und jetzt erst, als sich die Pläne der Bergmänner nackt enthüllten und
sich Gräuel auf Gräuel häuften, hätte sie gerne Einhalt gethan. Sie
hatte die Lokomotive der Revolutlon geheizt und bei diesem Geschäft
übersehen, daß die Bergmänner derselben die Richtung gaben. Die
Girondisten bewirkten am 12. April durch Konventsbeschluß die Ver-
haftung und Anklage Marats, allein das Revolutionsgericht sprach ihn
freij am 18. Mai setzten sie es im Konvente durch, daß zur Unter-
suchung über die täglichen Unruhen und die Urheber derselben eine Kom-
mission von 12 Deputierten (die sogenannten Saal-Inspektoren) ernannt
wurde. Diese ließ den Zeitungsschreiber Hebert, einen wüsten Men-
schen, mit mehreren seinesgleichen am 25. Mai verhaften, aber die Berg-
männer schickten elnige tausend Pickenmänner und erzwangen die Frei-
lassung der „Volksfreunde". Auf dieses wurde ein Aufstand im großen
Maßstabe zu dem vernichtenden Schlage gegen die Gironde organisiert;
zum Anführer der Nationalgarde wurde durch den Wohlfahrtsausschuß
der ehrlose Henriot erhoben, dessen letztes Geschäft das eines Polizei-
frions gewesen war. Am 31. Mai fing eine förmliche Belagerung der
Tuflerien an, wo der Konvent, um selnen Uebermuth gegen das ge-
sallene Königthum zu kühlen, seinen Sitz genommen hatte; es war da-
für gesorgt, daß eine Schaar die andere ablöste und alle Zugänge ge-
hörig besetzt blieben. Das Aufstandsheer verlangte Auflösung der Zwölfer-
kommission und Ausschließung der Girondisten aus dem Konvente. Diese
hielten nun ausgezeichnete Reden und bewiesen, daß, wenn der Kon-
vent dem Befehle der Aufständischen nachgebe, von einer Republik nicht
mehr die Rede sein könne, sondern nur mehr von der Herrschaft einer
Partei und ihrer bewaffneten Anhänger; als ob die Republik nicht auf
diesem Wege zu Stande gekommen wäre und die Girondisten den König
und die konstitutionelle Verfassung auf einem anderen Wege gestürzt hätten!
Endlich (2. Juni) wollte die Mehrheit, den Präsidenten an der Spitze,