Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

304 Zeitalter der Revolution. 
den Saal verlassen, in welchem man nicht mehr frei berathen könne; aber 
Henriot trieb sie in den Saal zurück und nun willigte die Mehrheit in 
die Ausschließung, d. h. in die Aechtung von 34 Girondisten ein; 20 
derselben entkamen, gingen aber fast durchgängig elend zu Grunde, z. B. 
Roland erstach sich, Kondorcet nahm Gift u. s. w. Die Aufstände in 
der Bretagne und den nördlichen Departements, wo die Girondisten 
großen Anhang hatten, scheiterten (Juli) augenblicklich, es empörte sich 
aber auch Lyon, die zweite-Stadt des Reichs und durch ihre Fabriken 
dessen Stolz; Marseille, die wichtigste Stadt am Mittelmeer; Tou- 
lon, der herrliche Kriegshafen mit der Flotte und den ungeheuren Ar- 
senalen, und in der Vendée war das Heer, welches den Tod des Königs 
rächen wollte, auf 100,000 Mamn angeschwollen. 
Die Nation zu den Wassen gerufen. 
Der Konvent oder vielmehr der Wohlfahrtsausschuß diktierte mitten 
in den grimmigsten Parteikämpfen Maßregeln, welche zum Sieg der 
Republik führen mußten, wenn sie auch nur zur Hälfte ausgeführt wur- 
den. Alle wehrbaren Franzosen wurden zum Waffendienste verpflichtet, 
alle Pferde, alle Vorräthe zur Verfügung der Republik gestellt, den 
Reichen große Geldsummen abgezwungen, ganz Frankreich in ein un- 
geheures Lager verwandelt. Ueber eine Million Franzosen marschierten 
gegen den Feind, durch die Sturmglocke und Kriegsgesänge zu wilder 
Begeisterung entflammt, an Blut= und Mordscenen gewöhnt. Ueber das 
Kriegswesen wurde Karnot gesetzt als Generalquartiermeister der Re- 
publik; 13 Heere zogen gegen den Feind und griffen ihn nach Karnots 
Befehl unaufhörlich und von allen Seiten an, ohne auf Verluste zu 
achten; zu Generalen wurden Männer ernannt, welche man für die 
fähigsten hielt: Jourdan, Pichegrn, Hoche, Moreau, Wester- 
mann, Kellermann, Kleber, Marceau, Dugommier, Hou- 
chard u. s. w. Durch ihre furchtbare Uebermacht und schonungslose 
Taktik mußten die Republikaner um so eher siegen, als unter ihren ver- 
bündeten Feinden die größte Uneinigkeit und Eifersucht herrschte. 
Marie Antonie hingerichtet den 16. Dktober; den 31. Dktober 21 Girondisten; der 
Herzog von Drleans am 6. Uovember. Die christliche Neligion abgescham. 
Der neue Ralender. 
Während auf allen Seiten ein Krieg entbrannte, wie die Welt- 
geschichte keinen zweiten kennt, zeigten die Schreckensmänner den ver- 
bündeten Fürsten ihren Hohn dadurch, daß sie noch einmal königliches 
Blut verspritzten; die unglückliche Wittwe eines unglücklichen Königs, 
Marie Antonie, wurde den 16. Oktober hingerichtet. Seit dem Tode 
des Königs war ihr und ihren zwei Kindern nur ärmlicher Unterhalt
	        
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