Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Die christliche Religion abgeschafft. Der neue Kalender. 307 
drei für den Winter: Nivose (Schnee-), Pluviose (Regen-), Ventose 
(Windemonat); drei für den Frühling: Germinal (Keim-), Floreal 
(Blumen-), Prairial (Wiesenmonat); drei für den Sommer: Messidor 
(Aemte-), Thermidor (Hitze-), Fruktidor (Obstmonat). Jeder Monat 
hatte drei Dekaden; jeder Tag hieß von seiner Stelle in der Dekade: 
Primidi, Duodi, Tridi, Quartidi u. s. w. und statt der Heiligennamen 
wmden sie nach ökonomischen Thieren, Pflanzen und Werkzeugen ge- 
nannt, wie das Jahr sie bringt oder die Menschen sie brauchen. Da- 
mit wollte man dem Volke den Reichthum der Natur zeigen, ihm Llebe 
für den Landbau einflößen und es methodisch die Folgenreihe der Ein- 
füüsse des Himmels und der Erzeugnisse der Erde kennen lehren. So 
hatte z. B. die erste Dekade des Vendemiaire folgende Namen: 1) Traube, 
2) Safran, 3) Kastanie, 4) Zettlose, 5) Pferd (ein Hausthier, um die 
Hälfte der Dekade zu bezeichnen), 6) Balsamine, 7) Möhre, 8) Tau- 
sendschön, 9) Pastinake, 10) Bütte (ein Werkzeug zur Bezeichnung des 
Dekadenschlusses). Die fünf Ergänzungstage des Jahres wurden an 
das Ende geworfen, Sanskulottiden genannt und waren Festtage: der 
1. das Fest der Tugenden, der 2. des Genies, der 3. der Arbeit, der 
4. der öffentlichen Meinung, der 5. der Belohnungen; im Schaltjahre 
hieß der 6. der Revolutionstag oder vorzugsweise der Sanskulottide. 
Die Periode von vier Jahren, nach deren Ablaufe die Zugabe des Schalt- 
tages nothwendig ist, um das bürgerliche Jahr mit den Bewegungen 
der Gestirne in Einklang zu bringen, sollte die Franziade heißen. „Auch 
wird die Republik alle Jahre die Feste vom 14. Juli 1789, vom 10. 
August 1792 und 21. Januar 1793 feiern.“ HLehrer, Lehrerinen, Vä- 
ter und Mütter, alle, welche die Erziehung der Kinder leiten, werden 
sich angelegen sein lassen, ihnen den neuen Kalender nach der beigege- 
benen Anweisung zu erklären“ (Beschluß vom 2. Frimatre, 2. Jahr). 
Den Robespierre erzürnte das Treiben des wüsten Hebert und 
dessen thierisch schamloses Wesen, denn er berechnete, daß dadurch die 
Republik zum Abscheu aller nicht völlig entsittlichten Franzosen und Völ- 
ker werden müsse, und nun dekretierte auf seinen Antrag der Konvent: 
Iodas französische Volk anerkennt das Dasein Gottes und die Unsterb- 
lichkeit der Seele; alle Gewaltthätigkeiten und der Freiheit der Gottes- 
verehrung zuwiderlaufenden Maßregeln sind verboten.“ Nun wurde 
auch ein Fest des höchsten Wesens gehalten, zu dem eigene Lieder ge- 
dichtet waren; Robespierre erschien selbst mit einem Blumenstrauße an 
der Brust und hielt Reden von Gott und Freiheit. 
20“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.