Untergang der Schreckensmänner. 311
Untergang der Schreckensmänner (24. März, 15. April und 28. Juli 1794).
Von den Häuptern der Schreckensmänner erlebte keiner das Ende
des Jahres 1794, die Strafe ereilte sie früher. Robespierre ließ
durch seinen Freund St. Just dem Konvente erklären, daß die Republik
von drei Feinden bedroht sei, durch die Ultrarevolutionäre, die Korrupten
und die Gemäßigten. Unter den Ultrarevolutionären war Hebert mit seiner
Partei gemeint, dessen wahnsinnige Religionsschändungen Robespierre er-
zürnt hatten; im Einverständnisse mit Danton ließ ihn Robespierre durch
das Revolutionsgericht mit 18 seiner Genossen der Guillotine übergeben.
Aber gleichzeitig sann Robespierre darauf, dem Elenden auch Danton
nachzusenden, den Urheber des 10. August und 2. September. Danton
war bei dem Volke beliebter als der kalte Robespierre; zwischen diesen
beiden mußte entschieden werden, welcher die Republik regleren werde;
denn neben einander hatten sie nur walten können, so lange noch Kö-
nigliche und Girondisten zu vernichten waren. Danton wandte sich deut-
lich einer milderen Stimmung zu; sein Freund Kamille Desmoulins
schrieb bereits gegen die Tyrannei des Revolutlonsgerichtes, das Volk
nur mit Ausnahme des Abschaums war ohnehin der Schlächtereien
müde; wenn Danton mit seiner ganzen Energie für die Milderung der
bisherigen Revolutionspraris eintrat, so war ihm der Beifall der Mehr-
zahl der Parifer und aller Franzosen gewiß, und eben dadurch kam er
an die Spitze der Republik, auf demselben Wege ungefähr, wie Mira-
beau dadurch Minister werden wollte, daß er sich dem weiteren Gange
der Revolution entgegenstellte. Robespierre vernichtete aber Danton
durch dieselben Mittel, durch welche beide einst gemeinschaftlich die Giron-
disten überwältigt hatten. Mehrere Freunde Dantons hatten für sich
selber gesorgt und großartige Betrügereien begangen, darunter besonders
der Kalendermacher Fabre d'’Eglatine, Chabot u. a. Diese „Kor-
mpten“ wurden vor das Revolutionsgericht gestellt und Danton mit
seinen vornehmsten Anhängern als Beschützer derselben bezeichnet. Dan-
ton nahm den hingeworfenen Handschuh sogleich auf und es begann
nun der Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Löwen der Revolution
und der kalten Boa. Drei Tage lang hielt Dantons gewaltige Stimme
umd Popularität den Kampf schwebend und das Revolutionsgericht wagte
es nicht, das Todesurtheil zu sprechen. Da ertheilte der Konvent durch
ein Gesetz dem Revolutionsgericht die Vollmacht, die Angeklagten ohne
weiteres Verhör zum Tode zu verurtheilen, da sie im Sinne hätten,
durch einen Aufstand die bestehende Verfassung zu stürzen, und Robes-
pierre sorgte durch eine auserlesene Truppe seiner Pickenmänner unter
Henriot dafür, daß die furchtbaren Menschen auf ihrem Wege zum
Schafote durch keinen Volksaufstand befreit wurden; wie Danton für