Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

312 Zeitalter der Revolution. 
den Tod des Königs gearbeitet hatte, durch die nämlichen Mittel wurde 
er unter das Messer geliefert. Mit kühnem Trotze nahm er sein Schick- 
sal an; „in einer Stunde bin ich in dem Reiche des Nichts“, rief er 
aus, „mein Name aber im Pantheon der Geschichte“, und als ihn einer 
seiner Freunde auf dem Schafote küssen wollte, sagte er wild scherzend: 
„laß das, unsere Köpfe treffen sich ja doch im Sacke“ (der Guillotine, 
in den die abgeschlagenen Köpfe fielen) (5. April 1794). Als die be- 
deutendsten Hebertisten und Dantonisten weggeräumt waren, beherrschte 
Robespierre den Konvent ohne Nebenbuhler; aber der Konvent sehnte 
sich des Schwertes los zu werden, welches dräuend über allen Häuptern 
hing, denn Dantons Fall hatte zu deutlich bewiesen, daß Robespierre 
keinen Nebenbuhler dulde, und da sein Argwohn bekannt war, so mußte 
jeder vor ihm schweigen, wenn er nicht durch Widerspruch seinen Kopf 
verlieren wollte. Darum bildete sich im Konvente eine förmliche Ver- 
schwörung gegen ihn; der Angriffsplan lautete auf Ueberrumpelung des 
schrecklichen Feindes, denn wenn man ihm Zeit zur Rüstung ließ, so 
vernichtete er die Verschworenen durch dieselben Rotten, welche er auch 
gegen Danton gebraucht hatte. Die vorantretenden Kämpfer waren 
Tallien, dem die Hand der reizenden Fontenay-Kabarrus für Robes- 
pierres Sturz zugesagt war, Fréron, Fouché, Vadier, Kollot 
d“ Herbois, Billaud Varennes, lauter Schreckensmänner wie Dan- 
ton, Barere, der Anakreon der Guillotine, so genannt, weil er zu allen 
Bluturtheilen von Humanität und Menschenglück zu sprechen wußte. Im 
Einverständniß mit dem Präsidenten und der Mehrheit der Versammlung 
griffen Vadier und Tallien den Robespierre als einen neuen Katilina 
an. Umsonst versuchte er zu sprechen, er so wenig als St. Just wurden 
angehört; die Versammlung überschrie ihn, der Präsident, dem er zurief: 
„Präsident dieser Versammlung von Mördern, wirst du mir das Wort 
geben?“ schellte unterstützend und der Konvent beschloß mit Mehrheit, 
daß die drei Häupter des Wohlfahrtsausschusses (Robespierre, St. 
Just, Kouthon) und der Kommandant der Nationalgarde Henriot 
in Anklagestand gesetzt und in den Palast Lurembourg abgeführt werden 
sollten. Aber auf dem Wege setzte sie ein Pöbelhaufen in Freiheit; Ro- 
bespierre, sein Bruder, Kouthon, Lebas, St. Just u. a. begaben sich 
auf das Stadthaus, Henriot führte einen Theil der Nationalgarde gegen 
den Konvent. Dieser erklärte jedoch den Robespierre und dessen An- 
hänger außer dem Gesetze, die Kanoniere der Nationalgarke weigerten 
sich auf Henriots Befehl gegen den Konvent zu feuern, die bessere Bür- 
gerschaft kam dem Konvent zu Hilfe, das Spiel um den Kopf war für 
Robespierre verloren. Henriot verkroch sich in einer Kloake und wurde 
mit Hacken herausgezogen, Robespierre schoß sich eine Pistole vor den 
Kopf, zerschmetterte sich aber nur die Kinnlade, sein Bruder sprang aus
	        
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