Fortsetzung des Krieges im Sommer und Herbst 1795. 315
Rhein- und Moselarmee vorgedrungen und besetzte das feste Mannheim,
das der pfälzische Kommandant ohne Gegenwehr dem Feinde mit allen
Vorräthen überlassen hatte (22. September). Aber am 24. September
schlug der österreichische General Quosdanowich die Franzosen bei
Handschuchsheim zurück, Wurmser vertrieb sie aus dem festen Lager
vor Mannheim, Klairfait schlug Jourdan (11. Oktober) bei Höchst
und säuberte das Land bis Düsseldorf; die verfolgten Franzosen be-
zeichneten ihren Rückzug durch Plünderung und Verheerungen aller Art;
besonders hatten sie es auf die Kirchen abgesehen, die sie eckelhaft ver-
wüsteten. Als Klairfait von der Verfolgung nach Mainz zurückgekom-
men war, brach er aus dieser Festung hervor, erstürmte das feindliche
Lager, nahm alles Belagerungsgeschütz (29. Oktober und zog den Rhein
hinauf nach Mannheim, welches der französische Kommandant nach einem
heftigen Bombardement übergab (21. November). Nach mehreren blutigen
Gefechten jenseits des Rheins (Pichegru verrieth damals die Republik)
wurde den 1. Januar ein Waffenstillstand abgeschlossen. Frankreich war
also am Schlusse des Jahres 1795 in keiner glänzenden Lage, um so
weniger, da es den Seekrieg mit England entschieden unglücklich führte
und durch einen Aufstand der Korsen gegen die Schreckensmänner die
Insel an England verlor. Einen Schlag jedoch hatten die Republikaner
den bitter gehaßten Engländern beigebracht, doch auch dieser kostete nur
französisches Blut. Das englische Ministerium entschloß sich erst im Früh-
jahr 1795, als die Vendée von den Republikanern fast ganz entwaffnet
und besetzt war, zur Unterstützung der Vendeer und der Chouans in der
Bretagne. Die Chouans (der Name wird gewöhnlich von chat huant,
Nachteule, einer populären Benennung der Schleichhändler abgeleitet)
waren royalistische Insurgenten in der Bretagne, ursprünglich aus Schmugg-
lern bestehend, später durch entflohene Konskribierte und Bauern verstärk
und von Edelleuten z. B. dem Grafen Puisay oder von Chefs, die sich
das Vertrauen der Banden erwarben, z. B. George Kadoudal, an-
geführt. Sie bekämpften die Republikaner nie in Heeresabtheilungen und
förmlichen Treffen, sondern sie führten einen über die ganze Provinz
verbreiteten, trefflich organtsierten Guerillaskrieg und beschäftigten ein
republikanisches Heer von 30,000 Mann. Diesen Kampf wollte die
englische Regierung zu einem förmlichen Kriege ausbilden, indem sie ein
formiertes Korps von ungefähr 6000 Emigranten, überdies mehr als
100 emigrierte französische Offiziere und alle Kriegsbedürfnisse für eine
Armee von 60,000 Mann in die Bretagne warf. Am 24. Junt schlug
Lord Bridport die französische Flotte bei der Insel Belleisle, worauf
die englische Transportslotte am 27. das Emigrantenkorps und das un-
geheure Kriegsmaterial auf der schmalen, fast 3 Stunden langen Halb-
insel Quiberon ausschiffte. Durch den Zulauf der Chouans verstärkte