Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

324 Zeitalter der Revolution. 
len zu einer Macht zweiten Ranges herab und schreiben ihm eine seine 
Ruhe und die Ruhe seiner Nachbarn sichernde Verfassung vor. Doch 
der Reichstag wollte in die Theilungsakte nicht einwilligen, auch die 
Targowiczer waren gegen Rußland und noch mehr gegen Preußen wü- 
thend erbost; jetzt ließ der russische Gesandte die lautesten Sprecher ge- 
fangen setzen, den Reichstag mit Militär umstellen und ihn zum letzten- 
male fragen, ob er unterzeichnen wolle oder nicht. Das half, die Land- 
boten unterzeichneten (22. Juli und 2. September) und Rußland hatte 
4500 □ Meilen mit 3 Millionen Einwohnern, Preußen 1000 — Mei- 
mit 1,200,000 Einwohnern erworben. 
Das polnische Heer sollte entwaffnet und auf 16,000 Mann ber- 
untergebracht werden; aber die Entwaffnung wurde das Signal zu einem 
allgemeinen Aufstande. Die Stadt Krakau war zum Mittelpunkte er- 
wählt, wo sich alle Schaaren vereinigten, und Thaddäus Kosciusko 
sollte den Aufstand als Diktator leiten. Der Veneral Madalins ki, 
dessen Korps in Pultusk entwaffnet werden sollte, brach zuerst los; er 
weigerte sich und führte seine Soldaten unter meist glücklichen Gefechten 
nach Krakau, wo er sich mit dem Aufgebote Koscinskos vereinigte. Die 
Konföderation von Krakau verkündigte in einem Manifeste den 
Zweck des Aufstandes, der mit dem Jakebinismus nichts zu thun hatte 
und nur die Wiederherstellung Polens wollte. Diesem Rufe folgte Li- 
thauen und Warschau, das die russische Besatzung unter dem General 
Igelström nach einem mörderischen Kampfe, in welchem von beiren 
Seiten kein Pardon gegeben wurde, aus der Stadt vertrieb (17. und 
18. April). Die Polen erfochten noch einige glänzende Vortheile über 
feindliche Heeresabtheilungen, und das Glück schien ihnen, selbst als die 
Preußen herankamen, günstig zu bleiben. Diese schlugen zwar den Kos- 
ciusko bei Scelze und eroberten Krakan, aber Warschau belagerten sie 
vergebens und zogen mit Verlust ab, als in ihrem Rücken das Landvolk 
aufstand. Die Russen hatten sich von den Preußen entfernt gehalten, 
weil sie von der Beute möglichst viel für sich erraffen wollten; nach dem 
Abzuge derselben rückte der schrecklicbe Suwarow heran, um den Ent- 
scheidungskampf auszufechten. Kosciusko wollte der Vereinigung der 
russischen Streitkräfte zuvorkommen und griff den General Fersen bei 
Machziewice an (10. Oktober 1794); aber die Reiterei, die Haupt- 
waffe der Polen, wurde bei ihrem Angriffe zurückgeschlagen; Kosciusko 
ellte den Fliehenden nach, um sie zu sammeln, stürzte jedoch mit dem 
Pferde und rief: finis Poloniae, da er die Folgen der Niederlage in 
ihrem ganzen Umfange erkannte; er fiel verwundet in die Gewalt der 
Kosacken. Suwarow vernichtete noch einige polnische Abtheilungen auf 
seinem Wege nach Warschau; am 4. November erstürmte er die befestigte 
Vorstadt Praga jenseits der Weichsel, wo seine Soldaten 18,000 Men-
	        
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