Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

326 Zeitalter ver Revolution. 
sache sich vor einer französischen Einmischung zu fürchten, denn obwohl 
die Schweiz eine Republik hieß, so beherrschten dennoch Städte, Bischöfe 
und Klöster, selbst die Landleute aus den Urkantonen, einen großen 
Theil des Volkes, hemmten Gewerb und Verkehr durch eigennützige 
Beschränkungen und sogen manchmal, besonders die kleinen Kantone, die 
Unterthanen durch Landvögte aus. Im Jahre 1653 hatten es die Bauern 
in der westlichen Schweiz versucht, den Bürgern der alten Städte und 
den Landleuten der Urkantone gleiche Rechte abzutrotzen und wahre Eid- 
genossen zu werden, aber sie wurden mit den Waffen zur Ruhe gebracht 
und der Bund wieder mit Bauernblut zusammengeleimt. Nun kam die 
Strafe über die Herren in den Städten und Dörfern. Die bevogteten 
Unterthaunen hörten den Freiheitsruf jenseits des Jura mit freudiger 
Spannung; Genf, eine bundesverwandte Stadt, und die pruntrutische 
Herrschaft des Bischofs von Basel vereinigten sich (1792) mit der frän- 
kischen Republik, und als sich (1798) alle Vogtelen frei erklärten, fanden 
sich die Herren so schwach, daß sie dieselben gewähren ließen. Nur zwi- 
schen der Waadt und Bern entstand ein Zwist, indem eine Partei unter 
den Waadtländern mit Berns Zugeständnissen nicht zufrieden war und 
die Vermittlung der französischen Republik anrief. Diese nahm die 
Gelegenheit rasch wahr und besetzte die Waadt (Januar 1798); die 
Schweizer waren nicht einig, indem die einen die Grundlagen der bis- 
herigen Verfassung, die souveränen Kantone, beibehalten, die anderen 
aus der Schweiz eine einheitliche Republik nach französischem Muster 
machen wollten. Diese Einheitspartei wurde durch die französischen Agen- 
ten kräftig angefeuert, weil aber der größte Theil des Volkes diesem 
Trelben abhold war, mußten die Franzosen zu anderen Mitteln greifen, 
wenn sie sich in der Schweiz festsetzen wollten. Nachdem ihnen Bern 
die Waadt überlassen hatte, verlangten sie gebdieterisch, daß Bern und 
die Eidgenossenschaft eine andere Verfassung (natürlich französischen Zu- 
schnitts) annehmen sollten. Da war in Bern guter Rath theuer; die 
einen Rathsherren riethen zu Krieg und schnellem Angriff, die andern 
meinten, es sei den Franzosen nicht so ernst und sie würden sich mit 
einigen Zugeständnissen und Millionen begnügen. Je nachdem in dem 
Rathe die eine Partel die Oberhand hatte, wurde Befehl zum Angriffe 
und vielleicht eine Stunde später zum Rückzuge gegeben; die ausgezo- 
gene Mannschaft aber lief theilwelse auseinander, die zurückgebliebene 
wurde verdrüßlich und zieh die Offiziere der Verrätherei. Als die Fran- 
zosen alles in Verwirrung sahen, erklärten sie den Krieg und schritten 
ungesäumt zum Angriffe. Von Basel her rückte Schauenburg in das 
Aarthal gegen Solothurn, von der Waadt Brune gegen Freiburg; 
beide Städte fielen ohne Widerstand. Bei Fraubrunnen lließen sich 
die Berner überfallen und wurden trotz hartnäckiger Gegenwehr aus-
	        
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