Bonaparte in Aegypten. 331
wässer in den Rücken, was Brueys für unmöglich gehalten hatte. Die
Franzosen vertheldigten sich mit außerordentlicher Tapferkeit, aber die
Engländer waren durch Nelsons geschickte Führung zu sehr im Vortheil
und mehrere französische Schiffe konnten an dem Kampfe gar keinen
Antheil nehmen. Brueys wurde gleich im Anfange der Schlacht ge-
tödtet; um 10 Uhr flog das Admtralschiff, der Ortent, mit 120 Kanonen
und 1000 Mann in die Luft. Geblendet und betäubt machten die
Kämpfenden eine 10 Minuten lange Pause; dann donnerte die Schlacht
abermals bis 3 Uhr morgens; nach zweistündiger Pause erneuerte Nel-
son den Angriff auf die noch übrigen französischen Schiffe, und erst
2 Uhr nachmittags verstummten die Geschütze. Ueber 5000 Franzosen
waren getödtet, 4000 gefangen, nur 2 Linienschiffe und 2 Fregatten
waren entkommen und retteten sich nach Korfu. Bonaparte war seitdem
von Frankreich abgeschnitten; aber obwohl er das Verzweifelte seiner
Lage mehr als jeder andere durchschaute, zeigte er unerschütterte Festig-
keit und bot seine ganze Geisteskraft auf um Aegypten zu behaupten.
Die Pforte hatte den Angriff auf Aegypten nicht als eine Züchtigung
der Mamelucken aufgenommen, wofür ihn die französischen Proklamationen
und Gesandtschaften erklärten, sondern als das, was er wirklich war,
eine Eroberung auf Kosten des Sultans, und bedrohte Aegypten mit
einem Einfalle von Syrien her. Diesem wollte Bonaparte durch einen
Marsch nach Syrien zuvorkommen, indem er zugleich bei den Christen
im Libanon und armenischen Gebirge Unterstützung zu finden hoffte. Im
Februar (1799) brach er auf; unter unsäglichen Beschwerden durchzogen
die französischen Krieger die Wüste, welche Afrika und Asien trennt; el
Arisch an der syrischen Gränze wurde erobert und am 7. März Jaffa
erstürmt und geplündert; 3000 gefangene Arnauten ließ Bonaparte er-
schießen, denn er konnte sie nicht gefangen herumführen und noch weniger
entlassen, da diese Söldnerbanden von Ehrenwort und dessen Haltung
nichts wußten, sondern wieder gegen die Franzosen gefochten hätten.
Nun brach die Pest im Heere aus; vor dieser bebten die Franzosen,
nicht vor dem Feinde; da ging Bonaparte selbst am 11. März in das
Pestlazareth, sprach den Kranken Muth ein und blieb eine ganze Stunde
bei ihnen. Doch in Syrien verließ ihn sein Glück zum erstenmale; die
Engländer nahmen das Belagerungsgeschütz weg, das er zur See über-
führen wollte, so daß er Akre, um welches in den Kreuzzügen so viel
Blut geslossen war, mit Feldgeschütz angreifen mußte; der wilde Dschez-
zar-Pascha (der Schlächter), der Emigrant Phelippeaux und der eng-
lische Kommodore Sidney Smith vertheidigten die Stadt. Zwei Mo-
nate erschöpften die Franzosen ihre Tapferkeit vor der morgenländischen
Feste; während dieser Zeit wagten sie acht Stürme, drangen wiederholt
bis in die Stadt vor, wurden aber jedesmal durch das mörderische Feuer