Bonaparte als „Vermittler“ in der Schweiz. 343
Bonaparte war unedel genug, einige tausend Polen in den fernen Erd-
theil zu schicken, um französisches Blut zu sparen. Leklerk fand anfangs
keinen Widerstand; Toussaint und Dessalines, die bedeutendsten Häupt-
linge, ergaben sich, wie die Franzosen sagen; sonst wird behauptet, Tous-
saint sei von den Franzosen auf unredliche Art gefangen worden. Das
weitere Verfahren spricht dafür; er wurde nämlich nach Frankreich ge-
liefert und dort in der Citadelle in Jour gefangen gehalten bis zu sei-
nem Tode. Der gesetzgebende Körper führte am 19. Mai 1802 die
Sklaverei wieder ein, was dem Aufstande der Schwarzen neue Macht
gab. Sie hielten sich in den Bergen und Wäldern und mehr als ihre
Kugeln und Messer (die Schwarzen mordeten immer nur aus dem Hin-
terhalte) räumten die Krankheiten der regnerischen Jahreszeit unter den
Franzosen auf. Leklerk und dreizehn Generale erlagen, im ganzen mehr
als 24,000 Mamn, und als der Krieg mit England wieder ausbrach,
konnte keine bedeutende Verstärkung nach Domingo geschickt werden; am
19. November 1803 zogen die Franzosen von Domingo vollends ab
und überließen es den Mulatten und Negem, deren Häuptlinge Bona-
parten nachahmten, wie das Volk dem französischen Volke; denn die
Schwarzen und Farbigen laborieren ganz wie die Franzosen seit 1803
an Kaisern, republikanischen Verfassungen und Präsidenten.
Vonaparte als „Vermittler“ in der Schweiz (1803).
Die Schweiz wußte nichts mit ihrer einheitlichen Verfassung an-
zufangen, denn diese war dem Volksleben zu fremd. Kaum waren da-
her die Franzosen in Folge des allgemeinen Friedens abgezogen, als die
Anhänger der alten Verfassung sich regten, und weil das helvetische Di-
rektorium nichts für sich hatte als einige Beamte, so konnte es sich nicht
balten. Zürich und die Urkantone kündigten gleichzeitig den Gehorsam
auf, Bern folgte dem Beispiele und bei Wiflisburg liefen die wenigen
Truppen des Direktorlums davon. Nun gebot Bonaparte Einhalt und
gab seinem Worte durch 15,000 Mann Nachdruck, die er unter Ney
in die Schweiz einmarschieren und von ihr nähren und bezahlen ließ.
Er berief die angesehensten Schweizer nach Parts und sprach mit ihnen
über die Zustände ihres Landes und über die beste Verfassung. Er wies
die Ansprüche der verfaulten Städtleraristokratie auf Bevogtung der Land-
schaften ebenso entschieden zurück, als er keine unbedingte Demokratie
gelten lassen wollte; „sie ist ein Sandmeer,“ sagte er, „in dem kein
Samenkorn haftet.“ Ebenso wenig wollte er von der Aufhebung der
Klöster wissen, weil sie den Katholiken gehörten und ihnen lieb waren;
er begriff es nicht, warum nichtkatholische Staatsmänner so eifrig gegen
die Klöster waren, und wenn sie dieselben, meinte er, auch für nichts
anderes ansehen könnten als eine Art Opernanstalten für die Leute des